2.000 Tonnen Unrat stapeln sich auf den Straßen Neapels. Die Vesuvstadt erstickt im Müll. Die Mülldeponien kommen nicht mit der Entsorgung nach.
Die Müllkrise im Großraum von Neapel spitzt sich zu. Aufgebrachte Bürger demonstrierten am Donnerstag vor dem Eingang einer seit zehn Jahren gesperrten Mülldeponie in der Nähe Neapels, die angesichts der Notstandslage wieder geöffnet werden könnte. Die Bürger behaupten, dass die Deponie die öffentliche Gesundheit gefährde. In den vergangenen Jahren seien viele Menschen wegen der krebserregenden Stoffe in der Deponie erkrankt. Die Demonstranten setzten einen Bus in Brand.
2.000 Tonnen Unrat
Der Abfall wird mangels Platz auf den Halden
teilweise nicht mehr abgefahren und verrottet auf den Straßen. Über 2.000
Tonnen Unrat türmen sich in Neapel. Wütende Bewohner setzten riesige
Abfallhaufen in Brand. Umweltpolitiker mahnten, von den Bränden könnten
giftige Dämpfe, darunter das krebserregende Dioxin, entstehen.
Die EU beobachtet mit Sorge die Müllkrise in Neapel. "In den nächsten Tagen werden wir überprüfen, ob Maßnahmen ergriffen werden müssen", sagte ein Sprecher des EU-Umweltkommissars Stavros Dimas nach Angaben italienischer Medien vom Donnerstag. Bereits im Juni hatte die EU-Kommission ein Verfahren gegen Italien wegen Verletzung der europäischen Richtlinien in Bezug auf Müllentsorgung eingeleitet. Italien drohen jetzt hohe Strafen und der Verlust von EU-Finanzierungen.
Mülldeponien überfüllt
Die Müllkrise in Neapel und
der umliegenden Region Kampanien dauert seit Jahren. Die bestehenden
Müllkippen sind bereits überfüllt, betroffene Gemeinden blockieren aber den
Bau neuer. Der italienische Staatspräsident Giorgio Napolitano, der selbst
aus Neapel stammt, erwähnte das Problem nach einem privaten Besuch in seiner
Heimatstadt sogar in der Silvesterbotschaft an seine Landsleute.
Obwohl seit 1994 mehr als eine Milliarde Euro zur Bekämpfung der Müllkrise im Raum von Neapel aufgewendet und staatliche Kommissare von Gewicht und Ansehen eingesetzt wurden, ist vorerst kaum eine Lösung in Sicht. Die Camorra, der neapolitanische Arm der Mafia, hat Interesse daran, dass alles so bleibt, wie es ist, oder noch schlimmer wird, meinen Experte. Denn das organisierte Verbrechen hat schon vor zwei Jahrzehnten an ungenehmigten, illegalen Mülllagern gut verdient und hat sich seither mit Erfolg in das große Geschäft mit der Abfallbeseitigung gedrängt. Umweltschützer sprechen seit langem von der "Ökomafia".