Die Grand Jury bestätigte alle Anklagepunkte - ihm droht jahrzehntelange Haft.
Dominique Strauss-Kahn kommt vorerst frei. Allerdings hat ein New Yorker Gericht für den früheren Chef des Internationalen Währungsfonds Auflagen gemacht, für die es bisher kein Beispiel gibt. Die von seinen Anwälten angebotene eine Million Dollar (700.000 Euro) Kaution in bar sind nur ein Teil eines ganzen Pakets, mit dem die Flucht des 62-Jährigen nach Frankreich verhindert werden soll. Strauss-Kahn wird der versuchten Vergewaltigung verdächtigt.
Grand Jury bestätigte Anklagepunkte
Die Grand Jury hat alle von der Staatsanwaltschaft genannten Vorwürfe angenommen. Dem früheren Chef des Internationalen Währungsfonds werden damit sechs Straftaten zur Last gelegt. Weil er bei der schwersten - "sexuelle Belästigung in einem besonders schweren Fall" - gleich zweimal angeklagt ist, sieht er sich sieben Punkten gegenüber.
Laut Anklageschrift soll Strauss-Kahn am Samstag die Tür seines Hotelzimmers zugeschlagen haben, als ein Zimmermädchen zum Aufräumen eingetreten war. "Er griff dem Opfer ohne Einwilligung an die Brust, versuchte, die Strumpfhose herunterzuziehen und griff ihm in den Schritt. Sein Penis hatte gewaltsam zweimal Kontakt mit dem Mund des Opfers."
Auszüge aus der Anklage, Fall-Nummer 2011NY035773:
Der Angeklagte (DSK) führte "Oralsex durch gegen den Willen eines Individuums", führte den "Kontakt seines Penis mit dem Mund des der Grand Jury bekannten Individuums herbei unter Gewaltausübung". Weiters habe der Angeklagte "sexuellen Geschlechtsverkehr durch Gewaltanwendung" versucht. Er ihre "Bewegungsfreiheit eingeschränkt", es kam zu "sexuellen Kontakten ohne ihr Einverständnis" und zu "Berührungen unter Gewaltanwendung".
Jahrzehntelange Haft droht
Wegen dieses zweimaligen Kontakts wirft die Staatsanwaltschaft dem 62-Jährigen die doppelte "sexuelle Belästigung ersten Grades" vor. Dafür allein drohen jeweils 25 Jahre Haft. Hinzu kommt "versuchte Vergewaltigung ersten Grades", dafür könnten 15 Jahre verhängt werden. "Sexueller Missbrauch" steht zweimal in der Anklage, das wird ersten Grades mit sieben Jahren, dritten Grades mit drei Monaten Haft geahndet. Die Schließung der Tür, um die Frau am Weglaufen zu hindern, wird zudem als Freiheitsberaubung gewertet. Dafür drohen Strauss-Kahn ein Jahr Gefängnis, ebenso wie für "unsittliches Berühren", der sechste Anklagepunkt.
Er muss weitere 5 Millionen bereithalten
Unmittelbar nach dem Richterspruch am State Supreme Court in Manhattan musste der Franzose aber erst einmal wieder in seine Einzelzelle auf der Gefängnisinsel Rikers zurück. Die Tore öffnen sich erst, wenn die Million da ist. Zudem muss Strauss-Kahn aber noch fünf Millionen Dollar (3,51 Mio. Euro) bereithalten, die er jedoch in Form von Bankbürgschaften hinterlegen kann.
Jeder Schritt wird überwacht
Der Franzose darf New York nicht verlassen. Eine Sicherheitsfirma wird damit beauftragt, jeden Schritt Strauss-Kahns zu überwachen. Die bewaffneten Sicherheitsleute sollen über jeden Besuch und jede Bewegung Protokoll führen. Alle Reisedokumente - Strauss-Kahn hat zwei Reisepässe - werden einbehalten. Selbst die Wohnung wird mit Videokameras ausgerüstet. Der Richter machte deutlich, dass der Politiker beim geringsten Verstoß wieder ins Gefängnis gehe.
Anhörung am 6. Juni
Er soll versucht haben, ein Zimmermädchen zu vergewaltigen. Die 32-Jährige hatte am Tag zuvor mehrere Stunden vor der Grand Jury ausgesagt. Die Kammer prüft die von der Staatsanwaltschaft vorgelegten Beweise und urteilt dann, ob es zum Prozess kommt. Offiziell soll die Anklage bei einer nächsten Anhörung am 6. Juni vorgelegt werden. Strauss-Kahn kann dann auf schuldig oder nicht schuldig plädieren.
Strauss-Kahns Frau hat bereits ein Appartement für sich und ihren Mann gesucht. Beide werden in Manhattan wohnen, auf Schritt und Tritt bewacht von bewaffneten Wächtern und Kameras. Die Journalistin war am Montag in New York eingetroffen. Im Gerichtssaal wirkte sie tief betroffen, eine Tochter Strauss-Kahns aus einer früheren Ehe stützte sie. Erst mit dem Richterspruch hellte sich ihre Miene auf.