Im Drama um die gekaperte Jacht vor Somalia gibt es keine Fortschritte. Noch immmer gibt es keinen Kontakt zu den Piraten.
Nach der Kaperung einer französischen Luxusjacht vor der somalischen Küste bemüht sich Frankreichs Regierung weiter um die Rettung der Geiseln. Die Regierung in Paris habe noch keinen Kontakt mit den Piraten gehabt und keine Forderungen erhalten, sagte Verteidigungsminister Herve Morin am Sonntag dem Radiosender Europe 1. Das Segelschiff kreuze weiterhin mit unbekanntem Ziel im Meer und werde mit einiger Entfernung von einer Fregatte der französischen Marine verfolgt. Die Jacht "Le Ponant" war von den Seychellen in Richtung Mittelmeer unterwegs, als sie am Freitag in internationalen Gewässern gekapert wurde.
30 Geiseln
Die etwa zehn Seeräuber nahmen die 30
Besatzungsmitglieder, darunter 22 Franzosen, als Geiseln. Passagiere waren
nicht an Bord. Paris richtete noch am Freitagabend einen Krisenstab ein.
Gemeinsam mit der Reederei CMA CGM werde der Kontakt zu den betroffenen
Familien hergestellt, hieß es. Morin schloss ein militärisches Eingreifen
nicht aus. Premierminister Francois Fillon sagte, Frankreich setze alles
daran, "das Leben der Menschen an Bord zu schützen". Deshalb seien "alle
Gesprächskanäle offen, um zu versuchen, die Affäre ohne Gewalt zu lösen".
Gefährliche Gegend
Die Küste vor Somalia und generell der
gesamte Golf von Aden zwischen der arabischen Halbinsel und dem Horn von
Afrika sind berüchtigt für Piratenüberfälle. Auch Patrouillenboote der
US-Marine schrecken die meist schwer bewaffneten Täter nicht ab. Ein
ehemaliger Matrose der Luxusjacht sagte der Sonntagszeitung "Journal du
Dimanche", die Besatzung des Dreimasters werde auf derartige Zwischenfälle
vorbereitet. "Man weiß, dass das eine der gefährlichsten Gegenden ist."
Generell werde versucht, den Golf weit weg von den Küsten zu passieren, was
zwischen Somalia und dem Jemen aber nicht möglich sei. Zudem sei der
Dreimaster "Le Ponant" kein besonders schnelles Schiff.
Über Treppe an Bord gekommen
Das Kreuzfahrtschiff ist 88
Meter lang und kann 64 Passagiere beherbergen. Es war auf dem Weg zum
Suez-Kanal, um im ägyptischen Alexandria aufgetankt zu werden und dann im
Jemen amerikanische Touristen an Bord zu nehmen. Die Piraten seien schlicht
über eine Treppe am Heck an Bord gelangt, über die die Gäste normalerweise
zum Baden ins Meer steigen. Die Seeräuber hätten keinen einzigen Schuss
abgegeben. Bilder, die von einem kanadischen Militär-Hubschrauber aus
gemacht wurden, zeigten mehrere bewaffnete Männer in T-Shirts. Die
Besatzungsmitglieder waren nicht zu sehen.
Weltweiter Anstieg
Erst vor wenigen Wochen hatten Piraten einen
dänischen Frachter gegen eine hohe Lösegeldzahlung aus ihrer Gewalt
entlassen. Somalische Behörden hatten damals kritisiert, die Zahlung von
Lösegeld ermutige nur neue Fälle von Seeräuberei. Die Zahl
der Piratenüberfälle lag nach Angaben des International Maritime Bureau
(IMB) im Jahr 2007 mit 263 Attacken weltweit um etwa zehn Prozent über der
von 2006. Dabei habe die Gewalt gegen die Besatzungen spürbar zugenommen,
hieß es vom IMB. 64 Seeleute seien verletzt, 292 als Geiseln genommen
worden. Außer vor Somalia gibt es auch vor Nigeria häufig Piraten-Attacken.
Betroffen sind meist Frachtschiffe. Das IMB empfahl den Reedern, ihre
Schiffe mit Elektro-Zäunen zu umgeben, wie sie auch Häuser in besonders von
Kriminalität betroffenen Regionen sichern. Bei Berührung setzten diese
Barrieren 9.000-Volt-Impulse frei.
Erstes Foto
Ein erstes Foto, das vom französischen
Verteidigungsministerium zur Verfügung gestellt wurde, zeigt bewaffnete
Männer an Deck der Yacht.
Frankreich erwägt Militäreinsatz
Der Französische
Verteidigungsministern Hervé Morin schloss im französischen Radio einen
Militäreingriff nicht aus. Der französische Premierminister Francois
Fillon verurteilte die Kaperung. Das Verteidigungs- und Außenministerium
seien mobilisiert, um so rasch wie möglich zu handeln, sagte der
Regierungschef bei einem Besuch in Brüssel. Er äußerte die Hoffnung auf eine
rasche Freilassung der Geiseln.