Handaufzucht
Nürnberger Eisbärenbaby ist ein Mädchen
07.01.2008
Der kleine Eisbär im Nürnberger Zoo ist ein Mädchen. Das Jungtier wurde am Montag von seiner Mutter Vera getrennt.
Im Nürnberger Tiergarten wächst möglicherweise ein zweiter "Knut" heran. Allerdings ist das Jungtier vermutlich kein Männchen, sondern entgegen ersten Medienberichten ein Mädchen. Das berichtet zumindest die BILD, schränkt aber mit Unterstützung von Zoo-Vize Mägdefrau ein: „Mit Sicherheit kann man das aber erst sagen, wenn die Geschlechtsorgane des Tieresbesser ausgebildet sind.“ Zum Schutz des Eisbärenbabys hat der Zoo das Jungtier am Dienstag von seiner Mutter Vera getrennt. Es wird jetzt per Hand aufgezogen. Die erste Nacht ohne Mama hat der Sprössling gut überstanden, bestätigte Helmut Mägdefrau am Mittwoch. "Das Baby ist putzmunter, kräftig und gut ernährt", so Mägdefrau zur BILD.
Die neuen Bilder des Eisbär-Babys:
Zoo-Direktor ändert seine Meinung
Vorerst hatten es die Verantwortlichen abgelehnt, in die Aufzucht einzugreifen. Weil die Mutter das Bärenjunge aber aus der Wurfbox holte und offensichtlich keinen sicheren Platz mehr für das Baby fand, habe man sich zum Einschreiten entschlossen, erklärte Zoo-Direktor Dag Encke.
Vera mit ihrem Baby. (c)EPA
Zuvor hatte im Zoo bereits das Eisbärenweibchen Vilma ihre beiden Babys aufgefressen. Vermutlich waren die Kleinen krank gewesen, hieß es. Dass der Tiergarten sich bei Vera und ihrem Sprössling nun zum Eingreifen entschlossen habe, begründete Encke damit, dass das Baby eindeutig überlebensfähig sei. Es sei "wohlauf und hervorragend ernährt".
Mama Vera wurde immer nervöser
"Man könnte heulen, wenn man sieht, dass die Mutter die Aufzucht bisher ganz perfekt hingekriegt hat und man jetzt aufgeben muss", sagte der Direktor. Doch die zunehmende Nervosität der Bärenmutter habe die Tiergartenleitung zum Eingreifen bewogen. Nachdem Vera ihren Nachwuchs aus der Bruthöhle herausgeholt und durch ihr Gehege getragen hatte, habe man befürchtet, sie könne dem Kleinen etwas antun oder es vernachlässigen.
Tiergarten hat "absolut richtig gehandelt"
Noch kurz vor dem Einschreiten hatten die Verantwortlichen ihre bisherige Haltung gegen Kritik verteidigt (oe24.at berichtete). Mägdefrau hatte Forderungen, man hätte bereits die Jungtiere von Vilma retten müssen, als "haltlos" zurückgewiesen. Der Tiergarten habe nach den Richtlinien des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms "absolut richtig gehandelt".
Wiener Blut
Der Vater des Babys ist ein waschechter Wiener namens Felix. Der Eisbär wurde vor zwei Jahren von Schönbrunn nach Nürnberg überstellt. Vor wenigen Wochen wurde er aber vorsichtshalber in den Zoo nach Gelsenkirchen gebracht. Eisbären sind Kannibalen – und niemand wollte, dass Felix sein Junges auffrisst.
Ein Köpchen so groß wie eine Hand: So hilflos ist das kleine Eisbären-Baby (c) AP Photo/Tiergarten Nuernberg
Keine Höhlenbesuche der Pfleger
Beide Eisbärinnen hatten vor einigen Wochen - etwa zur selben Zeit wie die Eisbärdame Olinka im Wiener Schönbrunn - Junge zur Welt gebracht. Da die Aufzucht nicht gestört werden sollte, hatte bisher niemand die Bruthöhlen betreten. Deshalb ist auch unbekannt, wie viele Jungtiere insgesamt geboren wurden. Aufgrund der Geräusche, die aus den Höhlen drangen, vermutete die Tiergartenleitung, dass jedes der Eisbärenweibchen zwei Babys zur Welt gebracht haben könnte.