Beinahe-Crash
Orkan erfasst Flugzeug in Hamburg
02.03.2008
In Hamburg wollte ein Jet mitten in einem heftigen Sturm landen. Das Flugzeug wurde heftigst durchgeschüttelt.
Für Passagiere und Kollegen ist er der Held des "Emma"-Orkan-Wochenendes: Mit einer fliegerischen Meisterleistung hat der 39 Jahre alte Lufthansa-Kapitän Oliver A. eine Katastrophe verhindert. Bei der Landung in Hamburg wurde sein Airbus A 320 mit 131 Passagieren an Bord am Samstag von einer schweren Böe erfasst. Dabei berührte die linke Tragfläche den Boden und wurde beschädigt. Geistesgegenwärtig gab Oliver A. den Triebwerken vollen Schub und startete durch. Nach einer Platzrunde setzte der Airbus "Suhl" knapp eine viertel Stunde später problemlos auf. Ein Lufthansa-Sprecher am Montag: "Eine Situation, wie man sie nie in Wirklichkeit üben kann."
Heftiger Seitenwind von rechts
Flug LH 044 aus München hatte
bereits Verspätung - wie so viele andere an diesem Tag. Um 13.40 Uhr
schließlich der Endanflug auf Hamburg-Fuhlsbüttel. Der Airbus mit dem
Kennzeichen D-AIQP bekam kräftigen Seitenwind von rechts und schwebte schräg
zur Landebahn ein. Durch Gegensteuern brachten Oliver A. und seine Copilotin
Maxi J. (24) den Flieger wieder in eine gerade Position. "Dann, im
allerletzten Moment vor dem Touchdown (Aufsetzen), fasste eine kräftige Böe
unter die rechte Tragfläche", berichtete Lufthansa-Sprecher
Wolfgang Weber. Bruchteile von Sekunden später berührte die linke Tragfläche
den Boden, wie auch Amateurvideos zeigten. Auf der nassen Landebahn wirbelte
eine Wasserfontäne auf, ein Winglet - ein senkrechter Anbau am äußeren Ende
der Tragfläche - wurde beschädigt.
1. Beim Landeanflug wird der tonnenschwere Jet von einer heftigen Windböe
erfasst.
2. Der Airbus A320 gerät ins Taumeln kurz bevor die Räder die Laufbahn
berühren
3. Dem Piloten gelingt es in allerletzter Sekunde das Flugzeug
auszubalancieren.
"Bei Flugtraining immer simuliert"
Für die Piloten gab
es in diesem Augenblick keine andere Wahl: Bei einer Landung wäre die
Maschine von der Rollbahn abgekommen - als einziger Ausweg blieb:
Durchstarten. "Das ist etwas, was im Flugtraining immer wieder
simuliert wird", betonte Weber. Das Manöver verlief problemlos. Unter
den Passagieren gab es keine Unruhe, wie ein Passagier später dem
Fernsehsender n24 berichtete. Der zweite Anflug war erfolgreich. Für die 131
Fluggäste und die sechs Besatzungsmitglieder hatte das Bangen ein Ende.
Verletzt wurde niemand. Das beschädigte Flugzeug wurde noch am Wochenende
repariert und sollte am Montag wieder starten.
Nicht nur bei Lufthansa-Flug 044 verlief die Landung am Samstag kritisch. Auch zahlreiche Maschinen anderer Fluggesellschaften mussten durchstarten, um dann im zweiten Versuch sicher zu landen. Ungewöhnlich hoch, so berichtete der Lufthansa-Sprecher, war überall "der Verbrauch der berühmten Sackerl", weil Passagieren übel wurde.