USA

Panne bei Exekution in Florida

16.12.2006

Nachdem ein Verurteilter erst nach 34 qualvollen Minuten starb, setzen drei Bundesstaaten Hinrichtungen mit der Giftspritze aus.

Zur Vollversion des Artikels
 
Zur Vollversion des Artikels

Nach einem gravierenden Fehler beim Setzen der Giftspritze bei einem zum Tod verurteilten Häftling im US-Bundesstaat Florida wird diese Hinrichtungsart in den USA zunehmend in Frage gestellt. Der Gouverneur von Florida, Jeb Bush, setzte alle Exekutionen in dem Staat bis auf weiteres aus. Ein Hinrichtungsmoratorium in Kalifornien wurde am Freitag verlängert. Richter Jeremy Fogel entschied, die Anwendung der Giftspritze könnte zu große Schmerzen verursachen und deshalb gegen die Verfassung verstoßen.

34 Minuten langer Todeskampf
Auslöser der jüngsten Kontroverse war der 34 Minuten lange Todeskampf von Angel Nieves Diaz. Bei ihm wurden die Injektionsnadeln laut einem medizinischen Gutachten falsch angesetzt, so dass sie die Venen des verurteilten Mörders durchstießen. Die tödlichen Chemikalien gelangten deshalb nicht schnell in die Blutbahn, sondern ganz langsam ins Muskelgewebe. Dadurch erlitt der 55-Jährige nicht nur rund 30 Zentimeter lange Verbrennungen an beiden Armen, er war auch noch lange Zeit bei Bewusstsein. Schließlich musste ihm eine zweite Dosis der Giftsubstanzen verabreicht werden, was nach Angaben des Leichenbeschauers William Hamilton sehr ungewöhnlich ist.

Ob Diaz starke Schmerzen erlitten habe, wollte Hamilton nicht sagen. Dazu werde er sich erst äußern, wenn die Autopsie beendet sei, sagte der Gerichtsmediziner. Bisher lägen lediglich vorläufige Ergebnisse vor, weitere Tests könnten noch mehrere Wochen in Anspruch nehmen.

Grauenvolle Schmerzen erlitten
In der Regel dauern Hinrichtungen mit der Giftspritze in Florida weniger als 15 Minuten, der Häftling wird nach drei bis fünf Minuten bewusstlos. Diaz bewegte sich aber offenbar nach 24 Minuten noch, atmete und versuchte zu sprechen. Jonathan Groner, Medizinprofessor an der Universität des US-Bundesstaates Ohio, zeigte sich überzeugt, dass der Todeskandidat haben müsse - so als würden ihm die Arme mit Feuer verbrannt. Kent Garman von der medizinischen Fakultät in Stanford, Kalifornien, ergänzte, Diaz dürfte bis zuletzt schwere Atembeschwerden verspürt haben, weil das Gift zu langsam gewirkt habe.

Die Frage, ob Exekutionen mit der Giftspritze generell große Schmerzen auslösen, steht im Mittelpunkt der juristischen Einsprüche gegen diese Hinrichtungsart. Im US-Bundesstaat Missouri wurde sie im vergangenen Monat deshalb ausgesetzt. In Kalifornien urteilte Richter Fogel, er sei zu dem Schluss gekommen, dass es sich generell um eine grausame Methode handele. In Florida erklärte Gouverneur Bush, der Bruder von Präsident George W. Bush, es werde vorerst keine Hinrichtungen mehr geben. Er setzte eine Kommission zur Überprüfung der Giftspritze ein, die bis zum 1. März ihren Abschlussbericht vorlegen soll.

In Florida sitzen 374 Häftlinge in der Todeszelle, in diesem Jahr wurden vier Hinrichtungen vollzogen. Die Giftspritze wurde 2000 in dem Staat eingeführt, galt sie doch als humanere und zuverlässigere Methode als der bis dahin verwendete elektrische Stuhl. In den vergangenen Jahren wurden 20 Verurteilte mit der Giftspritze getötet.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel