Erzkonservativ

Papst rückt die Kirche nach rechts

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Benedikt XVI hat den konservativen Pfarrer Wagner zum Linzer Weihbischof ernannt und die Piusbruderschaft wieder in die Kirche aufgenommen.

Aufruhr in der österreichischen Kirche: Die Ernennung des konservativen Pfarrers Gerhard Maria Wagner zum Linzer Weihbischof sorgt für helle Empörung im Kirchenvolk. Mit der Entscheidung, die Papst Benedikt im Alleingang gefällt haben soll, rückt die Diözese Linz merklich nach rechts. Die Aufregung ist auch deshalb groß, weil das Kirchenoberhaupt die Vorschläge des Linzer Bischofs Ludwig Schwarz ignoriert haben soll. Auch Kardinal Christoph Schönborn wurde vor vollendete Tatsachen gestellt.

"Harry Potter ist Satans Werk"
Der Windischgarstner Pfarrer gilt als erzkonservativ und machte in der Vergangenheit mit skurrilen Äußerungen auf sich aufmerksam: „Es ist wohl kein Zufall, dass in New Orleans alle fünf Abtreibungskliniken sowie Nachtklubs zerstört wurden“, meinte der Pfarrer 2005 angesichts des verheerenden Hurrikans „Katrina“. Und weiter: „Wussten Sie, dass zwei Tage später die Homo-Verbände eine Parade von 125.000 Homosexuellen geplant hatten?“

Islam als Gefahr
Auch die erfolgreichen „Harry Potter“-Bücher sind dem Gottesmann nicht geheuer: „Da ist Satanismus am Werk. Da bedient man sich einer Sprache, die niemand versteht, weil man damit magische Kräfte mobilisieren möchte und nicht den liebenden Gott.“ Außerfamiliäre Kleinkindbetreuung lehnt der neue Weihbischof wenig überraschend ebenso ab wie die Homo-Ehe. Den Islam sieht er als Gefahr.

Österreich erschüttert
In Oberösterreich schrillen die Alarmglocken: Von ÖVP-Landeshauptmann Josef Pühringer („Rom hat falsches Bild von Oberösterreich“) bis zum Generaldechant Franz Wild („erschüttert“) und Margit Haufft von der Katholischen Aktion („Rom hat Macht, aber kein Gespür“) zeigten sich viele schwer enttäuscht.

Nur noch rechter Flügel
Da auch der Linzer Bischof Schwarz dem konservativen Kirchenflügel zuzurechnen ist, sieht Theologe Paul Zulehner in Wagners Bestellung einen schweren Schaden für die Diözese. „Die Kirche wandert in die Bedeutungslosigkeit und in das kulturelle Ghetto“, findet Zulehner deutliche Worte auch angesichts der päpstlichen Rehabilitierung von Bischof Richard Williamson, der den Holocaust leugnet. Auch die kirchenkritische Plattform „Wir sind Kirche“ ist empört: „Diese Entscheidung brüskiert und degradiert Tausende Frauen und Männer, die jahrein, jahraus für die Kirche tätig sind.“ Sie würden behandelt wie „Menschen ohne Rechte, unmündig, einfach pure Befehlsempfänger“, so Hans Peter Hurka. Er rechnet mit Widerstand und Kirchenaustritten.

Ärger bis in die USA
Die Ernennung Wagners sorgt für weltweite Berichterstattung – auch in den USA. Wagners Kommentare zum Hurrikan „Katrina“ mit 1.800 Toten sind noch gut in Erinnerung: „In der Stellungnahme des Vatikans über die Bischofsernennung“, empörte sich die Los Angeles Times, „waren Wagners Katrina-Kommentare mit keinem Wort erwähnt.“

Empörung um Pius-Brüder
Die Rehabilitation des Holocaust-Leugners Bischof Richard Williamson entzürnt Katholiken in aller Welt. Wie konnte ausgerechnet ein deutscher Papst einen Bischof, der die Existenz von Gaskammern leugnet, rehabilitieren? Williamson sagte im schwedischen TV: „Ich denke, dass 200.000 bis 300.000 Juden in NS-Konzentrationslagern starben, aber keiner von ihnen in Gaskammern.“

Erste Kirchenaustritte
Dem Jubel über den deutschen Papst ist Ratlosigkeit gewichen. Das deutsche Nachrichtenmagazin Der Spiegel widmet der Entwicklung eine Titelgeschichte („Der Entrückte“). In der Berliner Gedenkkirche für Holocaust-Opfer herrscht blankes Entsetzen. Die katholische Fakultät in Regensburg – Benedikts Wirkstätte vor seiner Berufung zum Papst – hat eine scharfe Protestnote in den Vatikan geschickt. Die ersten Kirchenaustritte werden registriert. Die Juden sind fassungslos: Diplomatische Beziehungen und innerreligiöser Dialog sind unterbrochen.

Aus dem Vatikan hört man, Benedikt rücke immer mehr von der Realität ab und ist sich der Tragweite seiner Handlungen nicht bewusst. Das zeigte sich auch schon bei seinen Äußerungen über Muslime oder über die Eroberung Südamerikas.

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