Vor Somalia
Piraten-Geiseldrama geht weiter
11.04.2009
Noch immer befindet sich ein Kapitän in Geiselhaft der Soldaten. Die USA verstärken die Militärpräsenz vor der Küste Somalias.
Das Geiseldrama vor der Küste Somalias geht weiter. Wie der US-Sender CNN am Samstag berichtete, nahmen Piraten mit gekaperten Schiffen Kurs auf das Rettungsboot, in dem vier Seeräuber US-Kapitän Richard Phillips rund 480 Kilometer vor der somalischen Küste gefangen halten. Unter den beteiligten Schiffen sei zunächst auch die von Piraten am 4. April gekaperte "Hansa Stavanger" mit fünf Deutschen und 19 weiteren Besatzungsmitgliedern gewesen.
Piraten von militärischer Überlegenheit abgeschreckt
Die
Piraten hätten die "Hansa Stavanger" wegen der US-Militärpräsenz nahe dem
Rettungsboot allerdings wieder zurück in den somalischen Hafen Eyl
gesteuert, wie CNN unter Berufung auf einen somalischen Journalisten
berichtete. Die Piraten seien offenbar durch die US-Kriegsschiffe und deren
militärische Überlegenheit abgeschreckt worden.
Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin wollte sich zu den Angaben nicht äußern. Der Krisenstab des Auswärtigen Amtes bemühe sich weiterhin intensiv um eine Lösung des Falles, sagte sie.
Ein US-Militärsprecher sagte laut CNN, das amerikanische Militär habe Funkgespräche der Piraten abgehört. Die Fregatte "USS Halyburton" mit Hubschraubern an Bord habe inzwischen das andere amerikanische Kriegsschiff "USS Bainbridge" im Piratengebiet erreicht. Ein drittes Kriegsschiff, die "USS Boxer" mit medizinischen Einrichtungen an Bord, werde binnen 24 Stunden in der Region südlich des Horns von Afrika eintreffen.
Gescheiterer Fluchversuch des Kapitäns
Die Piraten haben
nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums Kapitän Phillips nach dessen
Fluchtversuch gefesselt. Der 53-Jährige hatte am Freitag mit einem
Hechtsprung von dem Schiff fliehen wollen. Nach neuesten Angaben folgte ihm
jedoch ein Seeräuber und zwang ihn zurück aufs Schiff. Bei der Aktion
feuerten die Piraten nach US-Angaben auch Schüsse ab. Phillips werde von
seinen Kidnappern an Bord des geschlossenen Fiberglasbootes streng bewacht.
FBI verhandelt mit Piraten
Den Seeräubern dürfte es nicht nur um
Lösegeld, sondern vor allem um freies Geleit gehen. Auf dem Rettungsboot ist
ihnen das Benzin ausgegangen. FBI-Experten sind in die Verhandlungen mit den
Piraten eingeschaltet. Derzeit befindet sich noch ein Dutzend Schiffe mit
mehr als 220 Besatzungsmitgliedern in der Hand somalischer Piraten.
Befreiung von Franzosen endete blutig
Blutig endete am Freitag
die Befreiung von fünf Franzosen aus der Gewalt der Piraten: Eine der
Geiseln und zwei Seeräuber wurden bei der Befreiungsaktion französischer
Truppen getötet. Die drei anderen Piraten seien überwältigt worden, teilte
der Präsidentenpalast in Paris mit. Bereits im vergangenen Jahr hatten
französische Truppen eine von Piraten gekaperte Luxusjacht gewaltsam befreit
und dabei mehrere Seeräuber festgenommen.
Die Bundesregierung hatte Medienberichten zufolge eine Befreiung der "Hansa Stavanger" durch die Eliteeinheit GSG 9 erwogen. Nach Angaben des Magazins "Der Spiegel" scheiterte die Aktion aber daran, dass die Seeräuber das Containerschiff der Hamburger Reederei "Leonhardt und Blumberg" zu schnell zu ihrem Stützpunkt in der Bucht von Harardere an der somalischen Küste brachten. Laut "Focus" kam es zudem zu einem Zuständigkeitsstreit zwischen dem Bundesinnenministerium und dem Verteidigungsministerium.