Die Seereäuber gaben sich als Drogenfahnder aus - und misshandelten die Crew.
In der Ostsee hat sich auf einem von einer finnischen Reederei gecharterten Frachter ein höchst mysteriöser Fall von mutmaßlicher Piraterie ereignet. Wie die schwedische Polizei erst am Donnerstag bekannt gab, wurde ein unter maltesischer Flagge fahrender, finnischer Holzfrachter zwischen den Inseln Gotland und Öland in der Nacht auf den 24. Juli von einer Gruppe bewaffneter und maskierter Personen geentert, die sich als schwedische Polizisten ausgaben.
Mannschaft misshandelt
Die Maskierten hätten den Frachter
durchsucht und zwölf Stunden auf der von einer finnischen Reederei
gecharterten "Arctic Sea" verbracht, meldete die schwedische
Nachrichtenagentur TT. Während des Aufenthalts der Piraten an Bord sollen
eine oder mehrere Personen der 15-köpfigen Mannschaft mit Gewehrkolben
misshandelt und dabei leicht verletzt worden sein.
Die mutmaßlichen Piraten hatten sich dem Frachter nach Erkenntnissen der Ermittler mit einem Motorschlauchboot genähert. Die Polizei vermutet, dass die acht bis zehn Unbekannten auf der Suche nach einer größeren Drogenladung gewesen sein könnten.
Als Indiz dafür nannte ein Polizeisprecher, dass die englisch kommunizierenden Schiffspiraten sich als Drogenermittler ausgegeben hätten. Der Leiter der Voruntersuchungen, Ingemar Isaksson, sagte gegenüber TT, ein derartiger Fall von Schiffspiraterie in schwedischen Gewässern sei seines Wissens bisher einzigartig.
Die schwedische Polizei gab an, mit ihren finnischen Kollegen seit zwei Tagen in Kontakt gewesen zu sein. Die finnischen Behörden dementierten am Donnerstag jedoch zunächst den Zwischenfall. Polizei und Innenministerium räumten aber kurz darauf ein, bereits am Dienstag über den Vorfall unterrichtet worden zu sein.
Laut den schwedischen Ermittlern gibt es derzeit keinen Kontakt mit der russischen Mannschaft der "Arctic Sea". Das Schiff lief vergangene Woche im westfinnischen Hafen Pietarsaari/Jakobstad in Richtung Algerien aus. Es ist laut der Schiffsbeobachter-Website "vesseltracker" derzeit von der finnischen Reederei Solchart OY gebucht.