Die Nerven bei der kalifornischen Polizei liegen blank: Sie erschoss einen verdächtigen Brandstifter. Unterdessen meldet die Feuerwehr erste Erfolg im Kampf gegen die Flammen.
In den Waldbrandgebieten Kaliforniens sind am Donnerstag zwei weitere Tote geborgen worden. Die beiden Leichen seien in einem abgebrannten Haus in der Ortschaft Powey nahe von San Diego gefunden worden, teilte die örtliche Polizei mit. Nachbarn hätten das Paar am Montag aufgefordert, wegen des herannahenden Feuers das Haus zu verlassen. Die Gesamtzahl der in den Brandgebieten Getöteten stieg damit auf fünf.
Polizei erschießt mutmaßlichen Brandstifter
Die Polizei
in Kalifornien hat US-Presseberichten zufolge einen verdächtigen
Brandstifter erschossen. In einem weiteren Vorfall sei ein Verdächtiger
festgenommen worden, berichtete die Zeitung "Los Angeles Times" am
Mittwoch. Allerdings sei nicht klar, ob es sich tatsächlich um Brandstifter
handle, teilte die Polizei in Hesperia rund 120 Kilometer nordöstlich von
Los Angeles den Angaben zufolge mit. Wie der US-Nachrichtensender
CNN berichtete, bestehe der Verdacht, dass zumindest eines der zeitweise
über 20 Brandherde gelegt worden sei.
Dem Bericht der Zeitung zufolge entdeckte die Polizei am Dienstagabend (Ortszeit) einen Mann in einem Buschland bei Hesperia. Als er mit dem Auto flüchten wollte, habe die Polizei auf ihn geschossen und getötet. Wenige Stunden später habe die Polizei einen 48-jährigen Mann in der Region festgenommen, nachdem eine Frau gemeldet hatte, der Mann habe ein Feuer gelegt. Der Mann sei auf einem Motorrad entkommen, konnte später aber festgenommen werden.
Erste Erfolge im Kampf gegen die Flammen
In ihrem unermüdlichen
Kampf gegen die Waldbrände in Kalifornien hat die Feuerwehr am Mittwoch
erste Erfolge verbuchen können. Dabei wurden die Einsatzkräfte von einem
ersehnten Wetterumschwung unterstützt: Der heiße Ostwind, der die Flammen
immer weiter vorangetrieben hatte, flaute am Mittwoch endlich ab. Der
Bürgermeister von San Diego zeigte sich optimistisch. "Das
Schlimmste liegt sicher hinter uns", sagte Jerry Sanders nach Angaben
der "Los Angeles Times". Die Behörden von San Diego teilten
unterdessen mit, dass die Zahl der Toten gestiegen sei. Bei sechs
Todesfällen gebe es einen Zusammenhang mit den Bränden.
In Malibu und LA Gefahr gebannt
Eine Entspannung gab es vor
allem im Norden des Katastrophengebiets. Alle fünf Brände im Bezirk Los
Angeles konnten nach Angaben der Behörden zur Hälfte eingedämmt werden -
weitgehend auch das Feuer im Nobel-Wohnort Malibu. Kritisch blieb die Lage
jedoch im Bezirk San Diego an der Grenze zu Mexiko. Dort waren noch mehr als
8.500 Häuser akut bedroht. Auch im westlich von Los Angeles gelegenen Bezirk
San Bernardino war ein Waldbrand in unmittelbarer Nähe von 6.000 Häusern
noch nicht unter Kontrolle.
Schutz im Stadion
Etwa 12.000 Menschen strömten in das San
Diego-Stadion, viele von ihnen mit Schutzmasken gegen den feinen
Aschenstaub. Dort bauten die Behörden ein Lager mit Matratzen, Decken und
Lebensmitteln auf. "Anders als bei früheren Katastrophen haben wir hier
dafür gesorgt, dass die Leute an Ort und Stelle, der Staat und die
Bundesbehörden ganz schnell handeln", sagte Gouverneur Arnold
Schwarzenegger.
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Wind beruhigt sich
Der gefürchtete Santa-Ana-Wind erreichte am
Mittwoch nur noch Geschwindigkeiten von 30 bis 60 Kilometern in der Stunde.
Zu Beginn der Woche waren es bis zu 160 Stundenkilometer gewesen. Damit
werde es möglich, die Brandbekämpfung aus der Luft zu verstärken, sagte
Heimatschutzminister Michael Chertoff. Der Santa-Ana-Wind soll nach den
Prognosen der Meteorologen nun einem kühleren Meereswind Platz machen.
Hier geht es zur Wetter-Prognose für Kalifornien
1.500 Häuser zerstört
Die Brände zerstörten rund 1.500
Häuser, davon allein 1.200 im Bezirk San Diego. Von dort gab es eine erste
Schätzung zu den Sachschäden: Die Behörden gehen davon aus, dass die
Verluste nur in diesem Bezirk mindestens eine Milliarde Dollar (700
Millionen Euro) erreichen. Mindestens 500.000 Menschen mussten ihre Häuser
verlassen - das ist die größte Evakuierungsaktion in der Geschichte von
Kalifornien. Mehr als 172.000 Hektar Wald- und Buschland wurden verkohlt.
Bush kommt nach Kalifornien
Im Laufe des Tages wurde
US-Präsident George W. Bush in Kalifornien erwartet. Schon zuvor versicherte
er den Betroffenen, dass sie nicht allein gelassen würden. "Wir
sind besorgt um ihre Sicherheit, wir sind besorgt um ihr Eigentum",
sagte Bush nach einer Kabinettssitzung. In einigen Regionen konnten die
Bewohner wieder in ihre Häuser zurückkehren, so etwa in den Ortschaften
Carlsbad, Chula Vista, Del Mar, Encinitas und Solana Beach.
Unterstützung aus anderen Staaten
Die Feuerwehr in
Kalifornien erwartet nun eine verstärkte Unterstützung aus anderen
US-Staaten. Der Feuerwehrchef im Bezirk Orange, Chip Prather, kritisierte,
das Leben seiner Männer werde gefährdet, weil es zu wenig Einsatzkräfte
gebe. Bei einem verstärkten Einsatz von Löschflugzeugen hätte ein Brand bei
Irvine unter Kontrolle gebracht werden können.
Brandstiftungshinweise verstärkt
Unterdessen verstärkten
sich die Hinweise, dass ein Teil der Feuer auf Brandstiftung zurückgeht. Im
Bezirk San Bernardino wurde ein Verdächtiger verhaftet. Ein weiterer Mann
wurde nach Angaben der Behörden von Polizisten erschossen, als er zu fliehen
versuchte. Auch in den Bergen des Bezirks Orange suchten Polizisten nach
Hinweisen auf Brandstiftung. Aus Angst vor Trittbrettfahrern wurden in der
gesamten Region die Kontrollen verschärft.