Sterbehilfe
Polizei kontrolliert Eluanas Klinik
09.02.2009
In der Verwaltung der Klinik seien Unregelmäßigkeiten aufgetreten. Der Senat beginnt heute mit einer Debatte über ein neues, lebenserhaltendes Gesetz.
Die Polizei hat am Montag im Auftrag der nordostitalienischen Region Friaul-Julisch-Venetien die Privatklinik "La Quiete" in Udine inspiziert, in der sich die italienische Koma-Patientin Eluana Englaro befindet. Angeblich sind in der Verwaltung der Klinik Unregelmäßigkeiten aufgetreten. Seit Samstag ist die künstliche Ernährung und die Hydrierung, die die 38-jährige Eluana am Leben hält, herabgesetzt worden.
"Gesunde Frau"
Nach Angaben des Neurologen Carlo
Alberto Defanti, der die seit einem Autounfall vor 17 Jahren im Koma
liegende Patientin betreut, dürften bis Donnerstag keine Neuigkeiten im
Zustand der Patientin auftreten. Zwischen dem Abbruch der künstlichen
Ernährung und dem Tod der Frau könnten 14 Tage vergehen. "Eluana ist eine
gesunde Frau, die in all diesen Jahren keine Krankheiten hatten", sagte der
Arzt.
Berlusconi kämpft
Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi
kämpft gegen die Zeit, um den Tod Eluanas zu verhindern. Am Montagabend
kommt der Senat zu einer Sondersitzung zusammen, um das von der Regierung
Berlusconi verabschiedete Eildekret zur Aufrechterhaltung lebensrettender
Maßnahmen zugunsten von Eluana Englaro anzunehmen. Da Berlusconi über eine
solide Mehrheit im Parlament verfügt, dürfte das Gesetz problemlos
verabschiedet werden. Noch unklar ist, ob das Parlament rechtzeitig das
Gesetz durchsetzen kann, um Eluana das Leben zu retten.
Vatikan bezieht Stellung
Der Vatikan kündigte an, sich nicht in
italienische Angelegenheiten einzumischen. Man bezog aber dennoch klar
Position: Der Papst begrüßt die Eilverordnung Berlusconi und kritisiert
damit indirekt Staatspräsident Napolitano, der sich geweigerte hatte, die
Verordnung zu unterschreiben.
Die Katholiken in Italien mobilisieren sich inzwischen für Eluana. Über 70.000 Unterschriften wurden von katholischen Verbänden an den Staatspräsidenten mit dem Aufruf vorgelegt, Eluana zu retten. Gebetswachen für Eluana fanden am Wochenende in mehreren italienischen Städten statt.