Horror in Frisco
Polizei-Pannen im Fall Dugard
30.08.2009
Die Polizei war im Horror Garten des Sexmonsters- ihr fiel nichts Verdächtiges auf.
Eine absurde Szene: Nach dem Notruf einer Nachbarin im Jahr 2006 spricht der vorbestrafte Sexualverbrecher Phillip Garrido im Vorgarten seines Hauses mit einem Polizisten. Dem Beamten fällt nichts Verdächtiges auf - obwohl wenige Meter entfernt, im Garten hinter dem Haus, die entführte Jaycee Lee Dugard schon jahrelang mit ihren beiden Kindern in Zelten und unter Planen versteckt gehalten wird.
In diesen Zelten hausten die Kinder des Sexmonsters, Foto: (c) APA
Im dem Entführungsfall kamen immer mehr Details über Ermittlungspannen ans Licht. Außerdem wird gegen den Täter jetzt auch im Zusammenhang mit ungeklärten Morden an Prostituierten in den 90er Jahren ermittelt.
Von außen ist das Haus geradezu unauffällig, Foto: (c) Reuters
Leichen entdeckt
Dutzende Polizisten durchkämmten am Wochenende
in dem kalifornischen Ort Antioch Haus und Grundstück des 58-Jährigen.
Frühestens am Montag wollen die Ermittler weitere Einzelheiten bekanntgeben.
Nach Polizeiangaben wurden die Leichen der Huren in der Nähe eines früheren
Arbeitsplatzes Garridos gefunden. Er sei "eine Person von Interesse",
berichtete der Radiosender KCBS.
Anklage erhoben
Am Freitag wurde gegen Garrido und seine
Ehefrau Nancy Anklage erhoben. Sie müssen sich unter anderem wegen
Entführung, Vergewaltigung und Freiheitsberaubung verantworten. Insgesamt
liegen mehr als zwei Dutzend Anklagepunkte vor, doch die Kidnapper
plädierten auf "nicht schuldig". Im Falle einer Verurteilung droht ihnen
eine lebenslange Haft.
Die Polizei räumte gleichzeitig schwere Fehler ein. Die Behörden in Antioch nahe San Francisco hätten die Eheleute, die 1991 das elfjährige Mädchen Jaycee verschleppt, es 18 Jahre lang gefangen gehalten und sexuell missbraucht haben sollen, schon früher entdecken können. Obwohl Bewährungshelfer den vorbestraften Sexualstraftäter mehrfach zu Hause kontrollierten, wurden sie nicht auf das Versteck im Hinterhof des Anwesens aufmerksam.
2006 hatte eine misstrauische Nachbarin den Notruf gewählt. Sie beschrieb Garrido als "Psycho" und berichtete von den Kindern, die in Zelten lebten. Diesem Tipp hätte man mit mehr Nachdruck nachgehen sollen, sagte Sheriff Warren Rupf. Ein Beamter habe damals zwar mit Garrido in dessen Vorgarten gesprochen, aber nicht das Haus durchsucht. Der Ermittler wusste angeblich nicht, dass der Hausbesitzer bereits ein Vorstrafenregister als Sexualverbrecher hat.
Vater: "Mein Sohn ist ein kranker Mann"
Garridos 88
Jahre alter Vater, Manuel Garrido, beschrieb seinen jüngsten Sohn als einen
"kranken Mann". Er sollte bestraft, aber wie eine "verrückte Person"
behandelt werden, sagte der in Nordkalifornien lebende Mann der "Los Angeles
Times". Der Ärger habe schon in der Schule begonnen, nachdem der Bub die
Droge LSD entdeckt hatte. "Damit ruinierte er sein Leben. Danach stellte er
eine Menge verrückter Dinge an." Nancy Garridos Verteidiger, Gilbert Maines,
sagte Reportern am Freitag, dass er sich noch kein Bild von dem
Geisteszustand seiner Mandantin machen konnte. "Sie sitzt auf der
Anklagebank und weint", berichtete er nach dem Gerichtstermin.
"Gruseliger Phil"
In der Nachbarschaft hatte Phillip
Garrido den Spitznamen "gruseliger Phil". Eine Anrainerin in dem ländlichen
Vorort sahen den Mann als religiösen Spinner an, nicht aber als Entführer
und Kinderschänder. Kathy Russo, deren Elternhaus an das Grundstück Garridos
grenzt, sagte dem Sender KCBS, dass sie keine Ahnung davon hatte, was sich
in dem "Haus des Horrors" abspielte. "Es ist so traurig, wie diese Kinder
leiden mussten, während wir nebenan beim Grillen und Feiern Spaß hatten."