Stadt im Dreck

Prodi nimmt Müllkrise in Neapel in die Hand

05.01.2008

Der italienische Ministerpräsident Romano Prodi macht die Lösung der Müllkrise in Neapel zur Chefsache in Rom.

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Das Problem der wachsenden und stinkenden Müllberge in der süditalienischen Metropole müsse "ein für allemal" gelöst werden. Das italienische Kabinett werde am Montag zusammenkommen, um eine Strategie zu entwickeln. "Alle schauen auf uns und ich will nicht, dass Italien so ein schlechtes Bild abgibt", sagte er am Samstag vor Journalisten. "Es ist ein Notfall, um den wir uns schnell kümmern müssen."

Aufgeregte Bürger
Zuvor hatte die Bürgermeisterin von Neapel, Rosa Russo Iervolino, die Bürger zur Ruhe aufgefordert. Sie verstehe die Sorgen der Menschen, sagte Iervolino am Samstag nach einem Bericht der Nachrichtenagentur ANSA. Das Gesetz müsse jedoch respektiert werden.

Auseindersetzungen mit Polizei
In Neapel kam es unterdessen erneut zu Auseinandersetzungen zwischen Gruppen von Jugendlichen und der Polizei. Die Jugendlichen warfen Steine, bevor sie flüchteten. Bewohner stürzten Baumstämme als Blockaden auf die Straße und kippten Öl aus, um der anrückenden Polizei einen Strich durch die Rechnung zu machen.

Müll kann nicht mehr abgeholt werden
Seit mittlerweile zwei Wochen ist in der süditalienische Millionenmetropole kein Müll mehr abgeholt worden, weil keine Deponie mehr für die Aufnahme des Abfalls zur Verfügung steht. Die Bewohner verbrennen ihren Müll selbst, so dass immer dichter Rauch über der Stadt hängt. Die Müllkrise in Neapel und der umliegenden Region Kampanien dauert schon seit Jahren. Die bestehenden Müllkippen sind überfüllt, betroffene Gemeinden blockieren aber den Bau neuer.

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Für die Müllkrise werden in einem parlamentarischen Untersuchungsbericht unter anderem Korruption und Unfähigkeit in der 1994 eigens gegründeten Abfallkommission verantwortlich gemacht, die eigentlich die Müllkrise bekämpfen sollte. Umweltminister Antonio Pecoraro Scanio sprach von einer "Ökomafia", ein Hinweis auf die Camorra in Neapel und ihren Einfluss auf die Müllabfuhr.

Krise schwelt schon seit Jahren
Die Müllkrise in Neapel und der umliegenden Region Kampanien schwelt schon seit Jahren. Die bestehenden Müllkippen sind überfüllt, betroffene Gemeinden blockieren aber den Bau von neuen Anlagen. Der italienische Staatspräsident Giorgio Napolitano, der selbst aus Neapel stammt, zeigte sich wegen der Lage "alarmiert". Er hatte das Problem nach einem Privatbesuch in seiner Heimatstadt sogar in seiner Neujahrsansprache erwähnt.

In Neapel werden jährlich 1,6 Millionen Tonnen Müll produziert, in der gesamten Region sind es 2,7 Millionen. Nur zehn Prozent davon werden recycelt. Ein Teil des von der Region Kampanien produzierten Mülls wird nach Deutschland transportiert, wo der Unrat verarbeitet und in Strom umgewandelt wird. Italien sei das einzige EU-Land, das seinen Müll exportieren müsse, kritisieren Umweltexperten.

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