Die sechs französischen Mitarbeiter von "Arche de Zoé" stehen nun vor Gericht. Ihnen drohen bis zu 20 Jahre Zwangsarbeit.
Im Tschad hat der Prozess gegen sechs Mitarbeiter der umstrittenen französischen Hilfsorganisation "Arche de Zoé" begonnen, denen die versuchte Entführung von 103 Kindern vorgeworfen wird. Das Verfahren gegen die vier Männern und zwei Frauen wurde am Freitagvormittag vor dem Strafgerichtshof in der Hauptstadt N'Djamena eröffnet. Zusammen mit vier Mitangeklagten aus dem Tschad und dem Sudan drohen ihnen fünf bis 20 Jahre Zwangsarbeit. Die Angeklagten wollten die Kinder nach Frankreich ausfliegen und an Pflegeeltern übergeben. Anders als von ihnen behauptet handelte es sich jedoch nicht um Waisenkinder aus der sudanesischen Bürgerkriegsprovinz Darfur, sondern um Kinder aus dem Tschad, von denen mindestens noch ein Elternteil lebt.
Mitarbeiter der Hilfsorganisation plädieren auf Freispruch
Der
Prozess begann am Vormittag mit der Verlesung der Anklage. Die Anwälte der
französischen Angeklagten im Alter von 31 bis 56 Jahren wollten auf
Freispruch plädieren. Den drei mitangeklagten Tschadern und dem Sudanesen
wird Beihilfe vorgeworfen. Der Prozess soll nach Angaben aus Justizkreisen
vier bis fünf Tage dauern. Insgesamt hatte die tschadische Polizei zunächst
17 Menschen festgenommen. Drei französische Journalisten, sieben spanische
Beschäftigte einer Fluggesellschaft und ein belgischer Pilot wurden
freigelassen.
Prozess im Tschad trotz Intervention von Sarkozy
Die Affäre hatte
zu starken Spannungen zwischen Paris und N'Djamena geführt. Im November war
es im Tschad zu gewaltsamen Protesten gegen Frankreich gekommen. Der
französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy war im vergangenen Monat in den
Tschad gereist, um die Krise zu entschärfen. Nach einer Vereinbarung aus dem
Jahr 1976 zwischen den beiden Ländern könnten gegen die Franzosen verhängte
Strafen auch in Frankreich verbüßt werden.