Nidal Malik Hasan tötete 13 Menschen auf einer US-Militärbasis. Sein Fall bleibt mysteriös.
Sein Name taucht in radikalen Internet-Einträgen auf. Er hat sich nach Angaben eines Kameraden dagegen gewehrt, in den Irak geschickt zu werden, und mit anderen Soldaten gestritten, die die amerikanischen Kriegseinsätze befürworteten. Als Medizinstudent musste er Beratung in Anspruch nehmen, weil er Probleme mit Patienten hatte. Der Militärpsychiater Nidal Malik Hasan, der das folgenschwerste Blutbad auf einem US-Militärstützpunkt angerichtet haben soll, gibt viele Rätsel auf.
Suche nach dem Motiv
Vor allem sein Motiv macht Kopfzerbrechen.
Doch die Einzelheiten über sein Leben und seine Geisteshaltung, die aus
offiziellen Quellen und Berichten von Bekannten offenbar werden, sind
beunruhigend.
Vor seinem Dienstantritt in Fort Hood im Juli hatte der 39-jährige Major des Heeres am Walter-Reed-Militärkrankenhaus gearbeitet und sich als Psychiater auf traumatische Störungen spezialisiert. 2001 machte er an der Militäruniversität für Gesundheitswissenschaften in Bethesda/Maryland seinen Abschluss. Vor dem Medizinstudium war er acht Jahre lang Berufssoldat gewesen und hatte als Reserveoffizier an der Virginia Tech seinen Bachelor in Biochemie gemacht.
Als Assistenzarzt im Walter Reed hatte Hasan gewisse "Schwierigkeiten", die Beratung und besonders Supervision erforderten, wie der damalige Ausbildungsleiter Thomas Grieger berichtete. Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes wollte er nicht in Einzelheiten gehen, wies aber darauf hin, dass die Probleme mit Hasans Umgang mit Patienten zu tun hatten. Nach seine Erinnerung war Hasan ein "zumeist sehr ruhiger" Mensch, der nie schlecht vom Militär oder von seinem Land gesprochen habe. "Er hat einen Treueid auf die Streitkräfte geschworen", sagte Grieger. "Ich habe nichts gehört, was diesem Schwur widersprochen hätte."
Verdacht vor sechs Monaten
Doch in jüngster Zeit schöpften
Ermittler doch Verdacht. Vor mindestens sechs Monaten fiel Hasan
Strafverfolgungsbehörden in Zusammenhang mit Internet-Einträgen über
Selbstmordanschläge und andere Drohungen auf. Darin wurden unter anderem
Selbstmordattentäter mit Soldaten gleichgesetzt, die sich auf eine Granate
werfen, um ihren Kameraden das Leben zu retten. Es sei nicht mit Sicherheit
festgestellt worden, ob Hasan diese Einträge geschrieben habe, verlautete
aus Sicherheitskreisen. Ein förmliches Ermittlungsverfahren sei bis zu der
Schießerei nicht eingeleitet worden. Es sei ein Durchsuchungsbeschluss
vorbereitet worden mit dem Ziel, Hasans Computer sicherzustellen, berichtete
ein Gewährsmann.
Der Oberst im Ruhestand Terry Lee hat früher mit Hasan zusammengearbeitet, wie er im Fernsehsender Fox News berichtete. Hasan habe gehofft, dass Präsident Barack Obama die US-Truppen aus Afghanistan und dem Irak abziehen werde. Er habe des öfteren mit Militärangehörigen gestritten, die den Krieg dort guthießen, und er habe sich sehr bemüht, seine vorgesehene Entsendung zu verhindern.
Regelmäßige Besuche in der Moschee
Faizul Khan, Imam
einer Moschee in Silver Spring in Maryland, schilderte Hasan als Muslim von
Kindesbeinen an. Er habe regelmäßig an den Gebeten teilgenommen, als er im
Washingtoner Umland lebte, und sei häufig in Uniform erschienen. "Ich hatte
den Eindruck, dass er ein engagierter Soldat war", sagte Khan. Oft hätten
sie über Hasans Wunsch gesprochen, eine Frau zu finden. Auf dem Formular für
ein Partnervermittlungsprogramm der Moschee habe Hasan als Geburtsort
Arlington in Virginia, als Nationalität aber Palästinenser eingetragen. "Ich
weiß nicht, warum er Palästinenser angegeben hat", sagte Khan. "Er ist nicht
in Palästina geboren."
Dem Imam fiel Hasan nach eigenen Angaben nie als radikal oder extremistisch auf. "Wir haben kaum je über Politik diskutiert", berichtete er. "Meistens sprachen wir über religiöse Fragen - nichts Kontroverses, nichts Extremistisches."