Ausländische Journalisten dürfen bis 1. April nicht nach Tibet.
Empörung und Verzweiflung herrscht bei der Medienorganisation "Reporter ohne Grenzen" (RSF) angesichts der Situation der Presse in Tibet. Es werde immer schwerer für ausländische Journalisten in die Provinz zu gelangen. Die Unterdrückung der Redefreiheit soll nirgendswo sonst in China so schlimm sein wie in Tibet. In den vergangenen Tagen wurde beispielsweise der Editor einer tibetischen Internet-Seite in Haft genommen und eine tibetische Kultur-Website wurde geschlossen.
Gefangen
Ausländische Medien können seit Jahrzehnten Tibet nicht
mehr frei bereisen, und seit März 2008 wird immer schärfer kontrolliert. RSF
berichtet, dass sich bis 1. April keine Ausländer mehr im Gebiet aufhalten
dürfen. Dies macht die Anwesenheit von unabhängigen Medien unmöglich. Auch
Touristen müssen die tibetische Hauptstadt, Lhasa, verlassen. "Wir drängen
die chinesische Regierung ausländische Journalisten nach Tibet und
tibetische Regionen unbehindert reisen zu lassen", berichten Reporter ohne
Grenzen. "Wir bitten sie (die Regierung) den tibetischen Medien mehr
Freiheiten zu geben", plädierten sie weiter.
Kontrolle
Wenn Journalisten mit einem Touristen-Visum nach Tibet
gelangen, hätten die Tibeter oft zu viel Angst, um mit ihnen zu reden. Laut
Reporter ohne Grenzen sind die Einheimischen durch die massive Präsenz von
Sicherheitskräften, Sicherheitskameras und Mikrofonen paranoid geworden.
Außerdem würden Tibeter ein großes Risiko auf sich nehmen, wenn sie mit
ausländischen Medien reden.
Kampf
Angesichts des fünfzigsten Jahrestags des tibetischen
Aufstands am 10. März 1959 verstärken die lokalen Behörden ihre Überwachung
und Sicherheitskräfte. China befinde sich in einem "Klassenkampf auf
Leben-und-Tod" mit der "Dalai-Lama-Clique und feindseligen westlichen
Kräften", berichtet die Zeitung "Tibet Daily". Die chinesische Regierung hat
ausländische Regierungen vor Kritik an dem von den Militärs kontrollierten
Gebiet gewarnt. "Es ist unmöglich für den Westen mit China zu kooperieren,
wenn er keine klare und objektive Haltung zu Tibet einnimmt", berichtet das
Blatt "China Daily".
Reporter ohne Grenzen fordert die chinesische Regierung auf, alle Regimekritiker und Tibeter, die Informationen über Tibet nach außen geschickt hatten, freizulassen. Seit März 2008 gibt es immer mehr Tibeter, die Informationen ins Ausland schicken, vor allem an im Exil lebende Tibeter. Angesichts des Jahrestags am 10. März wurden schon ein Dutzend Tibeter verhaftet.