Die US-Außenministerin prüft eine Intervention.
Der Fall der US-Amerikanerin Amanda Knox (22) sorgt in ihrem Heimatland für heftige Diskussionen. Am Freitag wurde der "Engel mit den Eisaugen" in Perugia nach dem Mord an der Austauschstudentin Meredith Kerchner zu 26 Jahren Haft verurteilt. Knox ist psychisch am Ende und hört nicht mehr auf zu weinen. Nun schaltet sich die US-Politik ein.
Die Senatorin aus Knox' Heimat-Staat Washington, Maria Cantwell, will prüfen lassen, ob "latenter Antiamerikanismus" eine Rolle bei dem Schockurteil spielte. US-Rechtsexperten zeigen sich entsetzt über die Italo-Justiz: Die Anklage konnte keinerlei handfeste Beweise präsentieren, dass Knox und ihr damaliger Freund, Raffaele Sollecito (25), tatsächlich am Tatort waren.
Schaltet sich Clinton ein?
In den USA wäre ein Freispruch
mangels Beweisen "praktisch gegeben gewesen". Dazu sei Knox von
Polizisten geschlagen worden, 14 Stunden ohne Anwalt verhört und zu einem
Teilgeständnis genötigt worden. Jetzt soll sogar Außenministerin Hillary
Clinton eingeschaltet werden: Sie wolle mit einer Intervention jedoch "noch
abwarten", wie sie im US-TV sagte.
"Ich werde ich mich mit Cantwell treffen oder jedem anderen, der in dieser Sache seine Zweifel hat – auch wenn ich im Moment noch nichts dazu sagen kann“, so Clinton weiter.
Italiens Außenminister Franco Frattini hat am Montag Spannungen mit den USA
dementiert. Er bestritt, dass Clinton das von den Richtern in Perugia
gefällte Urteil kritisiert habe.
Tod nicht verarbeitet
Die
Familie der ermordeten Kercher will mit dem Geld aus Entschädigungszahlungen
eine Wohltätigkeitsorganisation gründen. Dorthin sollten die 4,4 Millionen
Euro fließen, die ein Gericht in der italienischen Stadt Perugia den
Kerchers zugesprochen hat, sagte die Familie dem "Daily Mirror".
Das Geld müssen Knox und Sollecito laut Urteil jeweils zur Hälfte zahlen.
Zwei Jahre nach dem Mord und dem langen Prozess habe die Familie den Tod von Meredith noch nicht verarbeitet, sagte die Mutter des Opfers, Arline Kercher, der Zeitung. "Wir sind diejenigen, die eine lebenslange Strafe bekommen haben. Wir müssen mit dem, was passiert ist, für den Rest unseres Lebens leben. Man sagt, Zeit heilt die Wunden, aber das tut sie nicht."
Kein Hass gegen Knox
Die Familie fühle keine Hass. "Die
Leute fragen uns immer nach Amanda Knox und Raffaele Sollecito, aber es
liegt nicht an uns, über sie zu richten", sagte die Schwester des
Opfers, Stephanie Kercher (26). "In all dem gibt es keine Gewinner",
sagte der Bruder, John Kercher (29).