Im Fall der US-Polygamistensekte ordnete eine Richterin nun DNA-Tests an. Der Staat übernimmt zudem das Sorgerecht für 416 Kinder.
Eine Bezirksrichterin im US-Staat Texas hat DNA-Tests bei mehr als 400 Kindern einer polygamen Sekte angeordnet. Sie bleiben bis auf weiteres in staatlicher Obhut, entschied Richterin Barbara Walther am Freitag in San Angelo nach zweitägigen Zeugenanhörungen.
Einzelanhörungen geplant
Darin hatten Beamte der
Jugendbehörde erklärt, sie könnten die Verwandtschaftsbeziehungen der in
Abgeschiedenheit lebenden Sekte nicht klären, weil sie auf ihre Fragen
ausweichende oder wechselnde Antworten bekommen hätten. Walther kündigte an,
die Kinder sollten in den kommenden Wochen in Einzelanhörungen befragt
werden.
Staat übernimmt Sorgerecht
Unterdessen hat der US-Staat
Texas vorläufig das Sorgerecht für 416 Kinder einer Polygamisten-Sekte
übernommen. Das hat ein texanisches Gericht in San Angelo am Freitag
entschieden. Begründet hat es die Entscheidung mit dem Verdacht auf
sexuellen Missbrauch und Zwangsheiraten mit Minderjährigen in der Kolonie
der "Fundamentalist Church of Christ of Latter-Day Saints", einer
abtrünnigen Mormonen- Sekte.
Hausdurchsuchung Anfang April
Das Anwesen der Fundamentalist
Church of Jesus Christ of Latter Day Saints (FLDS) war Anfang des Monats
durchsucht worden, nachdem sich eine 16-Jährige bei einer Hilfsorganisation
gemeldet und erklärt hatte, sie sei auf dem Anwesen missbraucht worden. Sie
erklärte, ihr 50-jähriger Ehemann habe sie geschlagen und vergewaltigt.
Gerichtsdokumenten zufolge wurden junge Mädchen von der Kirche mit älteren Männern verheiratet und dann in einem Tempel zum Sex mit ihnen gezwungen. Mehrere junge Mädchen auf dem Gelände waren den Angaben zufolge schwanger. In den Dokumenten wurde ein 16-jähriges Mädchen erwähnt, das vier Kinder hat.