Nach dem Mord an dem 27-jährigen ungarischen Roma Robert Csorba und dessen viereinhalbjährigen Sohn erstattet die Familie mehrere Anzeigen.
Die Familie des Ermordeten erstattet Anzeige gegen Polizei, Feuerwehr und den medizinischen Rettungsdienst. Als Grund wird laut Medienberichten vom Mittwoch angegeben, dass die "Polizei alles unternommen hat, um den Fall zu vertuschen" und "die Geschehnisse als einfache Rauchvergiftung darzustellen". Die Polizei habe zunächst weder die Blutspuren noch die Patronenhülsen im Schnee wahrgenommen, so der Vorwurf.
Gewaltverbrechen gegen Roma
Der Mord in der Ortschaft
Tatarszentgyörgy in der Nacht auf Montag reiht sich unter eine Anzahl von
schweren Gewaltverbrechen gegen Roma in Ungarn ein. In dem Dorf südlich von
Budapest war das Haus der Roma-Familie Csorba zunächst mit einem
Molotowcocktail angegriffen worden.
Medien sprechen von mindestens zwei Tätern: Der eine habe den Brandsatz auf das Dach des Hauses geworfen, der andere wiederum habe die Tür ins Visier genommen, um auf die flüchtenden Hausinsassen zu schießen. Dabei wurden Robert Csorba und sein Sohn tödlich, eine Tochter schwer verletzt. Die Polizei ordnete nach den Vorwürfen, nachlässig gehandelt zu haben, eine interne Untersuchung zu den Polizeimaßnahmen an.
Fanatische Extremisten
Hinter den Morden vermutet die
Tageszeitung "Nepszabadsag" (Mittwoch-Ausgabe) die Tat fanatischer
Extremisten, die aus persönlicher Rache oder mit politischen Absichten
mordeten, oder aber eine Tat mit kriminellem Hintergrund zur Einschüchterung
armer Roma. Hinter dem Angriff könnten in diesem Fall etwa Auftragsmörder
von Wucherkredit-Vergebern stehen, deren Kunden die Kredite nicht
zurückgezahlt hatten. Laut dem Blatt soll es sich bei der Tatwaffe um ein
Jagdgewehr gleichen Kalibers gehandelt haben, wie es beim Mord an zwei Roma
am 3. November in Nagycsecs benutzt wurde.
Entrüstung
Die brutale Tat in Tatarszentgyörgy wurde
landesweit verurteilt. Staatspräsident Laszlo Solyom brachte in einer
Aussendung seine Entrüstung über die Tat zum Ausdruck. Er forderte, die
Öffentlichkeit müsse die Motive für die gegen Roma gerichteten Angriffe so
schnell wie möglich erfahren. NGOs kritisierten daraufhin den ungarischen
Staatspräsidenten, dessen Erklärung eine "tiefe Enttäuschung" erzeugt habe.
Solyom hätte ihrer Ansicht nach deutlich machen müssen, dass verbale und
physische Angriffe gegen Roma "inakzeptabel sind und jeder Staatsbürger,
unabhängig von seiner ethnischen Zugehörigkeit, für die Republik gleich
wichtig ist".
Laut Landespolizeipräsident Jozsef Bencze gab es in den vergangenen eineinhalb Jahren 54 Angriffe auf Roma in Ungarn. Dabei wurden in 17 Fällen Molotowcocktails geworfen, sieben Menschen starben bei den Attacken.