Mit ihr bekam die Erdbeben-Katastrophe ein Gesicht: Sara Luce, 7. Ein glücklicher Zufall ließ sie am Leben. Die Angst vor neuen Beben ist geblieben.
Sara Luces Foto ging um die Welt. Auf dem Kopf ein weißer Verband, ein Finger ist gebrochen und ihre Augen starren ins Leere. Aber sie hat überlebt. Das blonde Mädchen lag schlafend in seinem Bett, als das Haus über ihm zusammenbrach. Seine Wimpern und Haare waren weiß vom Staub. „Es ist ein Wunder“, sagt seine Mutter Stefania. Sie hat Verletzungen im Gesicht, die Nase ist gebrochen. Auch ihr Mann hat überlebt.
Angst vor geschlossenen Räumen
Sara sitzt vor dem großteils
zerstörten Krankenhaus San Salvatore in L’Aquila mit löchrigen Socken unter
einer Wolldecke. Sie klammert sich an ihre Mutter. „Schlaf meine Kleine“,
sagt Stefania. Doch Sara wehrt sich gegen den Schlaf. Auch als es zu regnen
beginnt, will sie nicht mehr in geschlossene Räume. Sie hat Angst.
„Meinem Mann ist es gelungen, aus dem Bett herauszukommen, ich hingegen war eingesperrt unter den Trümmern und konnte mich nicht bewegen. Ich hörte aber meine Tochter ‚Mamma, Mamma' schreien“, erzählt Stefania vom Horror am Montagmorgen. „Ich dachte mir, wenn sie stirbt, will ich auch sterben“.
Zimmerdecke eingestürzt
Die ganze Zimmerdecke ist über Sara
heruntergekracht. Das kleine Mädchen hat nur deshalb überlebt, weil die
schweren Mauerreste von einem Kasten abgebremst wurden, der neben dem Bett
stand. Die Tür zu seinem Zimmer war blockiert.
Stefanias Mann musste zuerst seine Frau befreien. Die Eltern versuchten verzweifelt, die Tür zu öffnen. Doch es gelang ihnen nicht. Hilfe per Handy konnten sie auch nicht holen, weil es verschüttet worden war.
Rettung durch Nachbarn
Schließlich kam Rettung durch zwei Buben
aus dem Nebenhaus, die mit einer Leiter in Saras Zimmer eingestiegen sind
und ihr das Leben gerettet haben.
„Sie sind Engel, ich weiß nicht, wie ich ihnen je danken kann. Helden – ich weiß kein anderes Wort für sie“, sagt die geschockte Mutter unter Tränen und: „Das Erdbeben hat mir alles genommen, aber es hat mir die einzige wichtige Sache im Leben gelassen: meine Sara.“