Trennung

Sarkozys sind bereits geschieden

17.10.2007

Gerüchte gab es schon seit Tagen, jetzt ist es offiziell. Nicolas Sarkozy ist der erste französische Staatspräsident, der sich scheiden lässt.

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Der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy und seine Frau Cécilia sind bereits geschieden. Das stellte das Büro des Präsidenten am Donnerstagnachmittag klar, zwei Stunden nachdem es die "Trennung" des Paares bekanntgegeben hatte. Nach Angaben des Elysée-Palastes trennten sich Sarkozy und seine Frau in beiderseitigem Einvernehmen. Das Paar war elf Jahre lang verheiratet. Für beide war es die zweite Ehe.

Trennung "unvermeidlich"
Die Trennung war nach Einschätzung eines Freundes der Familie "unvermeidlich". Die 49-jährige Cécilia, Urenkelin des Komponisten Isaac Albeniz, habe "nicht mehr am Leben des Präsidenten teilhaben wollen", sagte ein langjähriger Freund des Staatschefs, der konservative Abgeordnete Patrick Balkany, am Donnerstag im Sender RTL. Sie habe auch nicht mehr in der Öffentlichkeit stehen wollen. Der Präsident sei in jüngster Zeit "sehr ausgeglichen" gewesen, er habe mit seinen Freunden aber nicht über seine Ehe gesprochen, so Balkany. "Ich habe wirklich den Eindruck, dass er ein neues Kapitel aufgeschlagen hat."

"Banal"
Cécilia Sarkozy habe ihren Mann vor gut zwei Jahren verlassen und sei dann zurückgekommen, erinnerte sich Balkany. "Als sie zurückgekommen ist, haben sie vielleicht gedacht, dass es wieder wie früher sein werde." So sei es dann aber nicht gewesen, "das kommt vor". Leider sei dies ganz banal, sagte Balkany, dessen Frau eng mit Cécilia Sarkozy befreundet ist. Es sei "immer traurig, wenn ein Paar auseinandergeht".

Schein wurde gewahrt
Der "Nouvel Observateur" berichtete, Cécilia Sarkozy habe ihre Ehe als Fassade nur so lange aufrechtgehalten, bis ihr Mann in den Präsidentenpalast eingezogen sei. Das Paar habe eine stille Abmachung gehabt, so lange zusammenzubleiben. Seine Frau betrachte ihre Pflicht nun als erfüllt. "Ich habe Nicolas dorthin gebracht, wo er hin musste", habe sie zu Freunden gesagt.

Bestimmtendes Thema der französischen Medien
Die Ehekrise der Sarkozys beherrscht seit Wochen die französischen Medien. Cécilia Sarkozy sei am Montagabend mit einer Anwältin bei Gericht im Pariser Vorort Nanterre gewesen, um eine Scheidung in beiderseitigem Einvernehmen zu beantragen, berichteten mehrere Zeitungen am Mittwoch. Ein Familienrichter habe sich kurz darauf in den Elysée-Palast begeben, um Sarkozys Unterschrift einzuholen.

Streit unter Juristen
In Frankreich ist unter Juristen allerdings weiter umstritten, ob Sarkozy sich im Amt scheiden lassen kann. Denn laut Verfassung darf der französische Staatschef "während seines Mandats" "nicht Objekt einer Handlung, eines Informationsaktes, einer Beweisaufnahme oder einer Strafverfolgung" sein. Damit könnte laut manchen von der Nachrichtenagentur AFP befragten Fachleuten auch ein Richter nicht die Scheidung aussprechen, selbst wenn der Präsident das wolle. Andere wiederum meinen, die Immunität des Präsidenten beziehe sich nicht auf eine einvernehmliche Scheidung.

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Zuletzt waren die Sarkozys beim USA-Urlaub im August gemeinsam gesehen worden. Ihren letzten offiziellen Auftritt bestritt Cécilia Sarkozy am 14. Juli, dem Nationalfeiertag. Anfang Oktober begleitete sie ihren Mann nicht zu einem Staatsbesuch nach Bulgarien, und sie sagte auch ihre Begleitung zu einer Reise nach Marokko in der kommenden Woche ab.

Erste große Rückschlag
Die Trennung nach elf Jahren Ehe ist für den Präsidenten der erste große Rückschlag seit seinem Amtsantritt im Mai. Und sie kommt zu einer Zeit, in der ihm zum ersten Mal heftiger politischer Gegenwind entgegenbläst: Die Eisenbahner legten am Donnerstag mit einem massiven Streik den öffentlichen Verkehr weitgehend lahm, um Sarkozy zum Rückzug der geplanten Rentenreform zu zwingen.

Turbulente Beziehung
Die turbulente Beziehung der Sarkozys faszinierte die Franzosen schon seit Jahren. 2005 trennten sie sich bereits für mehrere Monate. Die Zeitschrift "Paris Match" veröffentlichte damals Fotos von Cécilia Sarkozy Hand in Hand mit einem anderen Mann beim Spaziergang in Manhattan. In seinem Buch "Témoignage" (Zeugenaussage) schrieb Nicolas Sarkozy, die damalige Trennung sei die härteste Prüfung seines Lebens gewesen.

Cecilia blieb meist unsichtbar
Pünktlich zum Beginn der heißen Wahlkampfphase Anfang des Jahres zelebrierte das Paar dann medienwirksam die Wiedervereinigung. Bis auf wenige Auftritte, etwa bei der Amtseinführung oder bei ihrer Libyen-Mission, als sie in Tripolis über die Befreiung der bulgarischen Krankenschwestern verhandelte, blieb Cécilia jedoch unsichtbar. Vor der Wahl erklärte sie, die Rolle der First Lady würde sie langweilen. Beim entscheidenden zweiten Wahldurchgang gab sie ihre Stimme nicht ab.

Lernten sich 1984 kennen
Nicolas Sarkozy hatte Cécilia Ciganer 1984 kennengelernt, als er Bürgermeister im Pariser Nobelvorort Neuilly war und sie mit dem berühmten französischen Fernsehmoderator Jacques Martin traute. Nach der Geburt ihrer zweiten Tochter verließ die junge Frau ihren Mann und zog zu Sarkozy, der seinerseits zwei Söhne aus erster Ehe mit in die Beziehung brachte. Wenige Monate nach der Hochzeit im Herbst 1996 brachte Cécilia Sarkozy den gemeinsamen Sohn Louis zur Welt.

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Der Sohn des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy und seiner Frau Cécilia, der zehnjährige Louis, wird nach der Scheidung seiner Eltern bei seiner Mutter leben. Das sagte Familienanwältin Michèle Cahen am Donnerstag dem Sender RTL. Demnach vereinbarten die Sarkozys ein gemeinsames Sorgerecht. Vater und Sohn sollten weiter "sehr enge Kontakte" pflegen. "Alles wird sehr gut laufen", sagte Cahen.

Zu dem schnellen Scheidungsverfahren merkte sie an, die Sarkozys seien nicht bevorzugt behandelt worden. "Das Verfahren war ganz normal", sagte die Anwältin. Das Paar hatte am Donnerstag seine Scheidung bekanntgegeben

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