U-Boot implodierte am Weg zur Titanic

Schreckliche Bilanz: So niedrig war die Erfolgsquote der ''Titan''

10.07.2023

Nach der katastrophalen Implosion der ''Titan'' werden immer mehr Mängel am Tauchboot veröffentlicht. In einer Verzichtserklärung des Unternehmens ''OceanGate'' werden sogar die geringen Erfolgsaussichten, das Wrack der Titanic zu erreichen, beziffert. 

Zur Vollversion des Artikels
 
Zur Vollversion des Artikels

Bei lediglich 13 von insgesamt 90 Tauchgängen erreichte das Tauchboot "Titan" des Unternehmens "OceanGate" tatsächlich die Tiefe des Titanic-Wracks von 3800 Metern. Dies geht aus einer Verzichtserklärung des Unternehmens hervor, die "Business Insider" vorliegt. Die Erfolgsquote beträgt demnach lediglich rund 14 Prozent. Die Verzichtserklärung, die von einem Passagier unterzeichnet wurde, erstreckt sich über vier Seiten und bezeichnet die "Titan" als "experimentell".

Auch aus dem Archiv der "OceanGate"-Website geht hervor, dass das Unternehmen nach eigenen Angaben mehr als 14 Expeditionen und 200 Tauchgänge im Pazifik, Atlantik und Golf von Mexiko mit zwei Tauchbooten durchgeführt hat. Der erste erfolgreiche Tauchgang zum Wrack der Titanic fand laut "Forbes" im Jahr 2021 statt.

© APA/AFP
CEO Stockton Rush

Materialien verwendet, "die bisher nicht häufig für bemannte Tauchboote verwendet wurden"

Am 18. Juni kam es bei einem Tauchgang zur katastrophalen Implosion der Titan. Dabei kamen alle fünf Insassen, darunter CEO Stockton Rush, ums Leben. Seit der Tragödie kommen immer mehr Konstruktionsfehler des U-Bootes ans Licht.

© APA/AFP
Der Milliardär und Abenteurer Hamish Harding war auch an Bord der Titan. 

In der Verzichtserklärung steht, dass das Tauchboot "aus Materialien gebaut wurde, die bisher nicht häufig für bemannte Tauchboote verwendet wurden". Das U-Boot wurde demnach nicht von einer Aufsichtsbehörde zertifiziert oder genehmigt.

Technischer Ansatz der Titan "letztlich unangemessen"

Experten hatten "OceanGate" bereits vor Mängeln gewarnt. Rob McCallum, der seit 2019 als Berater für das Unternehmen tätig war, äußerte bereits 2018 Sicherheitsbedenken gegenüber Rush. Gegenüber "Business Insider" erklärte er nun, dass der technische Ansatz des Unternehmens "ad hoc" und „letztlich unangemessen“ sei. Die E-Mails, die dem Wirtschaftsmagazin vorliegen, wurden jedoch vom CEO abgetan.

Guillermo Söhnlein, Mitbegründer von "OceanGate" zusammen mit Rush, erklärte gegenüber "BBC News", dass das U-Boot während eines Zeitraums von 14 Jahren einem strengen Testprogramm unterzogen wurde und sehr robust sei.

Rumpf zeigte bereits bei Tests Anzeichen von Überanstrengung 

Bei Tests in der Deep Ocean Test Facility in den USA wurde jedoch festgestellt, dass der Rumpf aus Kohlefaser in geringerer Tiefe Anzeichen von zyklischer Überanstrengung zeigte. Dies berichten die Technologie-Experten von "Geekwire". Geplante Tauchgänge zur Titanic in den Jahren 2018, 2019 und 2020 mussten daraufhin gestrichen werden.

Der ehemalige Passagier Brian Weed erzählte "Business Insider", dass er bei einem Testtauchgang im Jahr 2021 mehr als zwei Stunden unter Wasser festsaß, weil die Schubdüsen des U-Bootes nicht mehr funktionierten. Das Boot kam nicht tiefer als 30 Meter unter der Meeresoberfläche.

"OceanGate" ist laut "Business Insider" "nicht in der Lage zu kommentieren". 

Zur Vollversion des Artikels