"Britischer Fritzl"
Schwere Vorwürfe gegen Behörden nach Inzest-Drama
25.11.2008
In Sheffield sind zwei Mädchen von ihrem Vater 25 Jahre lang missbraucht worden. In der Zeit hat er neun Kinder gezeugt. Die Folge: Lebenslange Haft.
Nach der Verurteilung eines Engländers, der seine beiden Töchter jahrzehntelang vergewaltigt hat, wird die Rolle der Behörden unter die Lupe genommen. Eine offizielle Untersuchung soll das Verhalten der Polizei und der Sozialbehörden in zwei Grafschaften untersuchen, in denen der Mann mit seinen Töchtern während der Übergriffe lebte.
Innerhalb der beiden Grafschaften war der Vater mit seinen Töchtern regelmäßig umgezogen, um seine Taten zu verschleiern. Der 56-jährige Mann aus Sheffield, der seit Anfang der 80er Jahre seine Töchter mehrfach schwängerte, war am Dienstagabend zu lebenslanger Haft verurteilt worden.
Schwere Vorwürfe
Politiker sowie Experten für die Sicherheit
von Kindern erhoben am Mittwoch schwere Vorwürfe gegen die Behörden, die in
der Vergangenheit in Kontakt mit der Familie standen. Medien zogen
Vergleiche zu Josef F., dem Inzest-Täter von Amstetten, der seine Tochter 24
Jahre lang in einem vollständig isolierten Kellerverlies festgehalten und
mit ihr sieben Kinder gezeugt hatte, von denen eines nicht überlebte.
19 Mal schwanger
Im Fall des Inzest-Täters von Sheffield hatten
die Vergewaltigungen vor knapp 30 Jahren begonnen, als die Töchter acht und
zehn Jahre alt waren. Erst im Juni 2008 vertrauten sich die Frauen der
Polizei an. Insgesamt wurden die beiden Töchter während ihres Martyriums 19
Mal schwanger. Zwei der neun Kinder starben am Tag ihrer Geburt, die anderen
Schwangerschaften endeten mit Fehlgeburten oder Abtreibungen. Die
überlebenden Kinder lebten mit ihren Müttern und dem Vergewaltiger unter
einem Dach.
Die Ehefrau des Peinigers hatte die Familie schon Anfang der 90er Jahre verlassen. Die Opfer, über deren Kinder und derzeitigen Lebensumstände keine Details bekanntgegeben wurden, leben nach einem Zeitungsbericht mittlerweile in festen Partnerschaften.