Zehn Jahre lang wurde der Mörder von Dennis K. (9) gesucht. Jetzt stellt sich heraus: Es war ein Serienmörder. Sein Beruf: Jugendpädagoge.
Warum dauerte es zehn Jahre? Die Opfer hatten den Täter immer ziemlich genau beschrieben: riesengroß, breite Schultern, kräftig. Es gab ein Phantombild. Und: Er wurde vor drei Jahren sogar von der Polizei überprüft …
Gestern legte der Jugendpädagoge Martin N. (40) ein Geständnis ab. Drei Morde und 40 Missbrauchsfälle sind geklärt.
Am 5. September 2001 verschwand Dennis K. (9) aus dem Schullandheim Wulsbüttel (Niedersachsen). Zwei Wochen später wurde seine Leiche von einem Pilzsammler gefunden. Was niemand wusste: Der Bub fiel einem Serientäter zum Opfer. Der Pädagoge hatte da schon zwei weitere Kinder getötet – 1992 Dennis R. (8) und 1995 Stefan J. (13). Martin N. gestand im Verhör außerdem 40 sexuelle Übergriffe auf mehrere andere Buben.
Der Jugendbetreuer führte ein perfektes Doppelleben. Von Nachbarn wird Martin N. als unauffällig beschrieben. Er war hilfsbereit, nett und intelligent (das hört man im Nachhinein oft über Sexualtäter). Seit seinem 21. Lebensjahr wohnt N. alleine. Er ist 2 Meter groß.
Aber: Er war einschlägig vorbestraft. Bei der Hausdurchsuchung fand die Polizei offenbar zahlreiche Kinderpornos. Auch die schwarze Motorradkleidung und die Sturmhaube, mit denen er sich verkleidete.
Noch mehr Opfer?
Im Verhör setzen die Ermittler N. weiterhin unter Druck. Zwischen 1992 und 2004 wurden insgesamt fünf Buben nach gleichem Muster getötet. Die Polizisten vermuten, dass N. auch diese Taten beging. Die Opfer verschwanden alle aus Kinderheimen, Zeltlagern oder aus Einfamilienhäusern. Die Verbrechen fanden in Deutschland, den Niederlanden und Frankreich statt.
Jetzt überprüfen heimische Ermittler, ob auch in Österreich ungeklärte Fälle in das Muster von N. passen.
„Der schwarze Mann“
Zehn Jahre lang dauerte eine der größten Polizeiaktionen Deutschlands. Eine eigene SOKO-Dennis wurde gegründet. 1.000 Hinweise gingen ein, Hunderte Männer mussten zum DNA-Test. Doch die Polizei tappte lange im Dunkeln. Klar war nur: Gesucht wurde ein etwa 30-jähriger Mann mit bulliger Statur, der immer schwarz gekleidet war – „der schwarze Mann“.
2007 wurde N. bereits von der SOKO überprüft. Es gab keinen Tatverdacht. Vor neun Wochen verdichteten sich die Hinweise. Ein Missbrauchsopfer erinnerte sich, dass sein damaliger Jugendbetreuer es nach seiner Wohnsituation befragt hatte. Wenig später stieg N. in dessen Haus ein. Die Beschreibung des Opfers passte auf das Phantombild. Kurz darauf wurde N. gefasst.