Italien
Sexaffäre "Rubygate": Berlusconi vor dem Aus
18.01.2011
Partys, Sex und Geld: Für Italiens Premier wird es immer enger.
Das wilde Nachtleben von Regierungschef Silvio Berlusconi mit einem Karussell bezahlter Escort-Girls und erotischen Spielen mit Teenager-Prostituierten drohen den mächtigen TV-Unternehmer und Italiens langlebigsten Ministerpräsidenten zum Fall zu bringen. Aus den Abhörprotokollen der Mailänder Staatsanwaltschaft, die gegen den Premierminister wegen Amtsmissbrauch und Prostitutionsdelikten ermitteln, geht hervor, dass es in Berlusconis Mailänder Luxusvilla gelegentlich wie in einem Nachtklub zuging.
"Ruby" mehrmals in der Villa
Mehrmals war zwischen Februar und Mai 2010 auch die damals 17-Jähriger Marokkanerin "Ruby" anwesend, da sind sich die Staatsanwälte sicher. Auf die Prostitution Minderjähriger, beziehungsweise bezahlten Sex mit ihnen, stehen in Italien bis zu drei Jahre Haft.
Hat sie Berlusconi erpresst?
Das mit dem Spitznamen "Ruby Herzensräuberin" bekannte Escort-Girl soll im vergangenen Frühjahr einige Nächte mit dem Premierminister verbracht haben. "Ich habe Berlusconi mit 16 Jahren kennengelernt", sagte die brünette Nachtclubtänzerin einer Freundin in einem von den Ermittlern abgehörten Telefongesprächen. Für ihr Schweigen soll die langbeinige Schönheit den Premierminister erpresst und fünf Millionen Euro verlangt haben. Außerdem habe der 74-Jährige mehrere jungen Frauen aus der Mode- und Showszene kostenlos in Mailänder Luxusappartments wohnen lassen, damit sie zu Partys in seine Villa im nahegelegenen Arcore kommen konnten. Es gebe "zahlreiche Beweise" gegen Berlusconi, schreiben die Ermittler.
Italienische Medien sprechen schon offen von "Götterdämmerung" im Imperium des Silvio B. Schon seit fast zwei Jahren sorgt sein Hang zu blutjungen, käuflichen Damen für Skandale, die das Ansehen des Ministerpräsidenten stark angekratzt haben. Doch der Vorwurf des sexuellen Verkehrs mit einer Minderjährigen droht auch dem an scharfe Attacken gewohnten Premier zum Verhängnis zu werden. Der Ruf nach einem Rücktritt des Premierministers wird in Italien immer lauter.
Nicht der erste Skandal
Ruby ist nicht das erst Teenage-Girl, das Berlusconi in Schwierigkeiten bringt. 2009 war der Premier wegen seiner unklaren Beziehung zu einer zunächst noch nicht einmal 18-jährigen Schülerin unter Beschuss geraten. Der Premier hatte an ihrer Volljährigkeitsparty in Neapel teilgenommen und ihr ein mit Diamanten besetztes Goldcollier im Wert von 6.000 Euro geschenkt. Berlusconi versicherte, er habe keine Beziehung zur Blondine.
Als Kandidatinnen seiner Regierungspartei für die Europawahl 2009 schlug Berlusconi junge Schönheiten ohne jegliche politische Erfahrung vor: Eine ehemalige TV-Ansagerin, eine Fernsehschauspielerin und eine Sängerin. "Schamlose Luder im Dienst der Macht", protestierte Berlusconis damalige Ehefrau Veronica Lario. Sie reichte die Scheidung ein. Kurz daraufhin sorgte auch die Escort-Lady Patrizia D'Addario für einen Eklat. Die 43-Jährige hatte gegenüber Ermittlern ausgesagt, dass sie an zwei Partys in Berlusconis Privatresidenz Palazzo Grazioli in Rom teilgenommen habe und einmal beim Premierminister die Nacht verbracht. Dafür habe sie 1.000 Euro erhalten.
"Wie ein Sultan in seinem Harem"
Die Opposition ist in Aufruhr: Die Tatsache, dass der Premierminister tagelang hübsche Frauen bei sich beherberge, um seine Tage zu verschönern, und sich wie ein Sultan in seinem Harem verhalte, sei unerträglich geworden, kommentierten regierungskritische Medien. Die Oppositionspartei "Italien der Werte" (Italia dei Valori - IDV) fordert nachdrücklich den Rücktritt des Premierministers. "Berlusconi kann sein Amt nicht mehr ausüben, weil er wegen seines Verhaltens erpressbar ist. Er ist krank. Er soll zurücktreten und sich behandeln lassen", verlangte der Oppositionspolitiker Antonio Di Pietro.