Das AKW Bohunice in der Slowakei wird ausgebaut: Der veraltete Reaktor erhält neue Blöcke. Weitere sollen folgen.
Die Slowakei will das umstrittene Atomkraftwerk Jaslovske Bohunice, dessen veraltete Reaktoren laut einer Vereinbarung mit der EU heuer endgültig stillgelegt werden müssen, weiter ausbauen. "Die slowakische Regierung hat die Entscheidung gefällt, im AKW Jaslovske Bohunice einen fünften Block zu bauen", erklärte der slowakische Wirtschaftsminister Lubomir Jahnatek am Donnerstag bei einem Seminar in dem Kraftwerk. Im November soll entschieden werden, ob die Slowakei den Block in Eigenregie oder mit einem ausländischen Partner bauen werde.
Drei Anlagen
Das AKW Bohunice besteht aus drei Anlagen. Die
Anlage A-1 war bereits in den 1970er Jahren nach zwei schweren Unfällen
wieder stillgelegt worden. Die beiden Reaktorblöcke der Anlage V-1 wurden
Ende der 1990er Jahre modernisiert, müssen aber laut dem EU-Beitrittsvertrag
der Slowakei wegen Sicherheitsmängeln vom Netz genommen werden. Der erste
Block wurde im Jahr 2006 abgeschaltet, beim zweiten soll es Ende dieses
Jahres so weit sein. Die beiden Blöcke des AKW Bohunice V-2 sollen
nachgerüstet werden und weiter in Betrieb bleiben.
Jahnatek sagte, dass die Region Trnava (Thyrnau), in dem sich Bohunice befindet, durch die von der EU verlangte Abschaltung des zweiten Blocks des AKW V-1 "traumatisiert" sei. Da sich der Energieverbrauch der Slowakei bis zum Jahr 2030 verdoppeln werde, müsse man einen Ersatz für den abgeschalteten Block finden. Künftig werde die Slowakei 47 bis 50 Prozent ihres Stroms aus Atomkraftwerken beziehen, 30 Prozent aus "klassischen Kraftwerken" und 23 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen.
Mega-Projekt
Die Fertigstellung eines dritten und vierten Blocks
im AKW Mochovce sowie der Bau eines fünften und möglicherweise auch sechsten
Blocks in Bohunice würden das Energieversorgungsproblem lösen, sagte
Jahnatek. Der Chef der Regionalregierung in Trnava, Tibor Mikus, wies darauf
hin, dass das Atomkraftwerk "Tausende von Arbeitsplätzen, eine Menge an
funktionierenden Firmen, Entwicklung von Gemeinden, Bildung, Kultur"
bedeute. Mikus war in den Jahren 1995 und 1996 Direktor des AKW Jaslovske
Bohunice und von 1996 bis 1998 Generaldirektor der Slowakischen
Elektrizitätswerke (SE).