Der nächste Fall
Slowenische Familie sperrte Mann 8 Jahre lang ein
07.05.2008
Nun gibt es auch in Slowenien einen erschütternden Fall von Freiheitsentzug. Acht Jahre lang wurde ein 48-Jähriger eingesperrt und gequält.
Einen Fall von langjährigem Freiheitsentzug mit Misshandlungen gibt es nun auch in Slowenien: Ein 48-jähriger Mann soll acht Jahre lang von einer Familie festgehalten und missbraucht worden sein, bevor ihm im Februar endlich die Flucht gelang. Das berichtete die Laibacher Tageszeitung "Dnevnik" am Mittwoch. Der Mann sei sogar gezwungen worden, sich den Finger abzuhacken, damit seine Peiniger die Versicherungsprämie kassieren konnten. Die Täter seien noch immer auf freiem Fuß.
Regelrecht versklavt
Der Mann stammt aus einem Dorf in der Nähe
der Unterkrainer Stadt Novo mesto. Als Maler arbeitete er gelegentlich für
die dortigen Roma, bis er eines Tages von einer der Familien gefangen
genommen und regelrecht versklavt worden sei, berichtet die Zeitung. Zwei
Brüder und einer ihrer Söhne im Alter von 40 bzw. 20 Jahren sollen den Mann
misshandelt, geschlagen und gequält haben. Sie sollen sich auch regelmäßig
seine Sozialhilfe angeeignet haben.
Mit Gasbrenner gequält
Nachdem sie ihn zur Abtrennung
seines Fingers gezwungen hätten, seien die Männer Anfang dieses Jahres sogar
mit einem Gasbrenner auf ihr Opfer losgegangen, berichtete die Zeitung.
Dabei habe der 48-Jährige schwer Verbrennungen an seinen Beinen erlitten. In
Angst um sein Leben sei dem Mann, der im Zeitungsbericht den erfundenen
Namen "Janez" trägt, die Flucht gelungen. Mehrere Stunden sei er
in einem Wald herumgeirrt, bevor er bei einer anderen Roma-Familie
untergekommen sei. Als die Drohungen seiner Entführer auch diese Familie
erreicht hätten, wandte sich der Mann an die Polizei. Wegen der schweren
Verbrennungen sei er im Krankenhaus behandelt worden. Dabei hätten die
Mediziner auf seinem Rücken Spuren langjähriger Misshandlungen entdeckt.
Dorfbewohner wussten davon
Laut "Dnevnik" sei der Fall
den Dorfbewohnern schon seit längerem bekanntgewesen, doch hätte sich aus
Angst vor der gewaltsamen Familie niemand einzuschreiten getraut. Auch die
Polizei beschäftigte sich bereits vor ungefähr fünf Jahren mit der
Geschichte, doch die Untersuchung eingestellt. "Janez" habe damals
nicht aussagen wollen, andere Zeugen gab es nicht.
Keine Haft beantragt
Der für slowenische Verhältnisse
einzigartige Fall wird von der Staatsanwaltschaft noch untersucht. Die
ersten Schritte des Staatsanwaltes sind nach Angaben der Zeitung jedoch
nicht ermutigend: Für die Täter habe er keine Haft beantragt. Sie seien
weiterhin auf freiem Fuß. "Janez" lebe weiterhin in der
Angst, dass ihn seine Entführer finden, so "Dnevnik". "Wenn
sie mich finden würden, würden sie mich bestimmt töten,"
sagte er der Zeitung.
Vor eineinhalb Jahren sorgte in Slowenien bereits einmal eine Roma-Familie für Aufsehen, doch in diesem Fall als Opfer. Die Familie Strojan wurde im Herbst 2006 von aufgebrachten Dorfbewohnern von ihrem Grundstück im Unterkrainer Ort Ambrus vertrieben. Die Polizei brachte die Familie zunächst in einem Ausländerheim unter, woraufhin eine monatelange Odyssee einsetzte, da sich an Dutzenden Orten, an denen die Strojans untergebracht werden sollten, "Bürgerwehren" von Anrainern formierten. Die slowenische Mitte-Rechts-Regierung musste sich damals massive Kritik für ihr Vorgehen gefallen lassen, da die Polizei dem Protest der Bevölkerung nachgegeben habe.