Nach Demos
Sorge in Griechenland vor neuer Hitzewelle
26.08.2007
Während die österreichischen Soldaten ihren Löscheinsatz beendeten, fürchtet man in Griechenland die angekündigte Hitze vom Wochenende.
Eine Woche nach dem Beginn der verheerenden Waldbrände in Griechenland hat eine bevorstehende neue Hitzewelle die Menschen in Angst und Schrecken versetzt. Ein Feuerwehrsprecher teilte am Freitag mit, die Brände im ganzen Land seien weitgehend unter Kontrolle. Doch für Samstag vorhergesagte Temperaturen von über 40 Grad Celsius setzten die Rettungskräfte unter Druck.
Ausnutzen, dass weniger Wind ist
"Heute ist der Wind nicht so
stark, deswegen müssen wir den Kampf heute gewinnen, bevor es wieder
windiger wird", sagte der Feuerwehrsprecher. Bei den Waldbränden waren im
ganzen Land 63 Menschen ums Leben gekommen.
Süden der Halbinsel derzeit ausser Gefahr
Dörfer im Süden
der Halbinsel Peloponnes, die am Donnerstag noch von Flammen bedroht waren,
seien außer Gefahr, versicherte die Feuerwehr. In der Umgebung des Berges
Parnon auf dem Peloponnes waren am Freitag weiter vier Löschflugzeuge im
Einsatz. Auch auf der Insel Euböa kämpften Soldaten und Feuerwehrleute
weiterhin mit den Flammen.
Demonstration vor griechischem Parlament
Die meisten Teilnehmer
der Demonstation trugen als Zeichen für ihre Trauer um die zahlreichen Toten
schwarze Kleidung. Die Hauptkritik richtete sich gegen das schlechte
Krisenmanagement der Regierung. Die Demonstration wurden von
nichtstaatlichen Organisationen und Bürgern organisiert. Auch in der
nordgriechischen Stadt Thessaloniki demonstrierten nach Angaben eines
AFP-Journalisten etwa tausend Menschen.
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Die Demonstranten forderten auch, dass mehr getan werden muss, um Brandstiftungen zu verhindern. Da Behörden immer wieder Bauprojekte auf abgebrannten Waldflächen erlauben, sind Brandstiftungen oft im Sinne von Baununternehmern.
Damit wächst der Druck auf Ministerpräsident Kostas Karamanlis, der im kommenden Monat wiedergewählt werden will. Sowohl seine Partei Neue Demokratie (Nea Dimokratia/ND) als auch die oppositionelle Panhellenische Sozialistische Bewegung (PASOK) haben seit Ausbruch der Feuer an Unterstützung verloren. Kurz vorher hatte Karamanlis Wahlen für den 16. September angesetzt.
Keine bewohnte Ortschaft mehr bedroht
"Keine bewohnte
Ortschaft wird im Moment bedroht." Millionen Griechen atmeten am
Mittwoch erleichtert auf, als sie diesen Satz von Nikos Diamantís hörten,
dem Sprecher der griechischen Feuerwehr. Seit Tagen hatten sie sehnsüchtig
auf Entspannung gewartet. Von der Halbinsel Peloponnes und aus Euböa waren
seit vergangenen Freitag nur Bilder des Schreckens gekommen: Verkohlte
Leichen, verendete Tiere, zerstörte Wälder, verbrannte Felder.
Dazu noch ein Schock - die Umgebung des mehr als 2.500 Jahre alten Weltkulturerbes Olympia vernichteten die Flammen fast vollständig. Die Griechen fühlten Trauer und Verzweiflung.
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Doch die Menschen haben ihren Mut trotz des Infernos nicht verloren. "Wie der mythologische Vogel unserer Vorfahren, der Phönix, müssen wir wieder aus unserer Asche erstehen. Wir schaffen es", sagte ein Priester aus Pyrgos im Westen der Peloponnes im Fernsehen. In den Banken standen die Betroffenen Schlange, um sich die von der Regierung versprochene Soforthilfe abzuholen. Jeder Obdachlose erhält 3.000 Euro. Für den Verlust eines Hauses gibt es 10.000 Euro.
Riesen Spendenaktion
Der griechische Ministerpräsident Kostas
Karamanlis hatte seine Landsleute angesichts der Katastrophe zu Solidarität
und Eintracht aufgerufen. Der Verband der Milchproduzenten der
nordgriechischen Provinzen Makedonien und Thrakien will Schafe und Ziegen
nach Südgriechenland schicken, damit sich die Bauern dort eine neue Existenz
aufbauen können. Am Freitag wird in Griechenland ein Spendenmarathon
starten: Alle Fernsehsender wollen das gleiche Programm ausstrahlen und Geld
für den Wiederaufbau sammeln. Griechische Reeder und Unternehmer sagten
bereits mehrere Millionen Euro zu.
Internationale Hilfe läuft
"Was wir jetzt brauchen,
sind keine Almosen und vor allem kein Mitleid. Wir wollen wieder auf eigenen
Beinen stehen und das Paradies Peloponnes wieder aufbauen", sagte eine
Lehrerin aus der Ortschaft Artemida. Dort ist fast die Hälfte der Einwohner
ums Leben gekommen. Auch die 3,5 Millionen Auslandsgriechen unterstützen
ihre Heimat in einer noch nie dagewesenen Welle der Solidarität: Sie rufen
in den Botschaften Athens in Australien, Kanada, den USA und Mitteleuropa an
und fragen, was sie tun können. Auf Hilfskonten wird Geld gesammelt.
Unterkunft bei Freunden und Verwandten
Die Regierung Zyperns
kündigte an, ein zerstörtes Dorf wieder aufzubauen. 110 Ortschaften sind
nach bisherigen Angaben vollständig oder teilweise vernichtet. Dennoch
blieben viele Notunterkünfte leer: Die meisten Obdachlosen waren auf die
Zelte nicht angewiesen, sie kamen bei Verwandten und Freunden unter.
Die konservative Regierung hat versprochen, nach den Parlamentswahlen am 16. September mit dem Wiederaufbau zu beginnen. "Jetzt muss der Staat großzügig sein angesichts der nationalen Tragödie", erklärte Karamanlis. Das Gleiche verspricht auch der Oppositionsführer, der Sozialist Giorgos Papandreou, falls er bei der Abstimmung siegen sollte. "Wir haben Glück im Unglück. Wegen der Wahlen gibt die Regierung alles, was sie hat. So sind die Politiker eben. Sonst würden wir Monate warten", sagte ein Frau aus Zacharo.
Lesen Sie hier: Nach dem Flammeninferno drohen Überschwemmungen
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Die Brände in Griechenland haben nach ersten Schätzungen möglicherweise einen Schaden von bis zu fünf Milliarden Euro verursacht. Das berichtete am Mittwoch die Athener Wirtschaftszeitung "Imerisía" unter Berufung auf das griechische Finanzministerium. "Die Experten im Ministerim schätzen die Schäden auf drei bis fünf Milliarden Euro", schrieb das Blatt. Zudem sollen die Flammen 4,5 Millionen Olivenbäume zerstört haben. 60.000 Schafe und Ziegen verendeten. Die Regierung veröffentlichte bisher noch keine offiziellen Zahlen. Bis Mittwoch früh verloren die Waldbrände weiter an Gewalt.
Ausländische Helfer vor allem am Peleponnes
Die meisten
ausländischen Helfer wurden zum Peloponnes geschickt, wo 18 Flugzeuge und 18
Hubschrauber aus dem Ausland zum Einsatz kamen. Eine Gruppe von 55
israelischen Feuerwehrleuten ging bei Krestena gegen das Feuer vor. Dieser
Ort liegt in der Nähe von Olympia. Große Teile des Weltkulturerbes wurden am
Wochenende von den Flammen heimgesucht, doch blieben die antiken Ruinen
verschont. Am Dienstag war das Gelände wieder geöffnet, und einige Touristen
besichtigten die archäologischen Ausgrabungen inmitten des verbrannten
Umlands.
Erdbeben bei Olympia
Unterdessen wurde die Region um Olympia von
einem Erdbeben der Stärke fünf erschüttert, wie das Athener Institut für
Geodynamik mitteilte. Viele Anrainer gerieten in Panik.
Österreichisches Kontingent
Während die
Bundesheer-Hubschrauber, zwei Agusta Bell 212, ihr Löschwasser direkt vom
Meer aufnehmen, betanken die drei Flughelfer die Löschwasservorratstanks der
Flächenflugzeuge, um so einen neuen Löschflug zu ermöglichen.
Kein Einsatz am Boden
Feuerwehrflughelfen können im Normalfall
ihren Dienst am besten vom Boden aus erledigen. Sie weisen die
Hubschrauberpiloten ein, wo sie ihre Löschlast abwerfen sollen. Der Einsatz
der Österreicher am Boden ist jedoch behördlich untersagt worden, so dass
sich die Piloten auf die heimischen Feuerwehrleute am Boden verlassen
müssen.
Besuch vom Premier-Minister
Der griechische Premier-Minister
stattete den internationalen Hilfskräften einen Besuch ab. Er war von
Österreich besonders beeindruckt. Das kleinste Land stellt in Relation
gesehen das größte Hilfskontingent! „Hut ab vor Österreich“, ließ er die
Helfern aus der Alpenrepublik wissen.
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war der dramatische Dienstag
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