Berlusconi-Skandal
Staatsflugzeug für Partygäste benutzt
31.05.2009
Offenbar mussten Italiens Steuerzahler für Berlusconis Partygäste bezahlen. Berlusconi sieht sich als Opfer einer Hetzkampagne.
Eine Skandalserie ohne Ende droht den italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi zu überrollen. Nachdem die römische Staatsanwaltschaft am Samstag die Konfiszierung von Bildern beschlossen hat, die während Berlusconis Partys in seiner Villa auf Sardinien aufgenommen wurden, wird der Premier beschuldigt, sein Staatsflugzeug genutzt zu haben, um die Gäste zu seiner sardischen Luxusresidenz zu fliegen.
Wöchentlich Gäste nach Sardinien geflogen
Für Eklat
sorgte ein konfisziertes Bild des Fotografen Antonello Zappaddu, auf dem
Berlusconi zu sehen ist, der mit seinem Freund, dem Sänger Mariano Apicella,
aus einem Staatsflugzeug auf dem Flughafen in der Nähe von Porto Rotondo
aussteigt. Der Neapolitaner Apicella sorgt seit Jahren mit Musik für
Unterhaltung auf den Partys und Galadiners Berlusconis. Der Fotograf
behauptete nach Angaben der römischen Tageszeitung "La Repubblica", dass
Berlusconi in den letzten zwei Jahren fast wöchentlich Gäste nach Sardinien
flog.
Der Premier hatte sich an die italienische Behörde zum Schutz der Privatsphäre gewandt, um die Veröffentlichung von rund 700 Bildern Zappaddus zu verhindern, die von dem Fotografen zwischen Mai 2008 und Anfang 2009 in Berlusconis Villa geschossen worden waren.
Steuergeld verschwendet
Die Opposition verlangte eine
Untersuchung, um festzustellen, ob Berlusconi auf Kosten der öffentlichen
Kassen die Staatsflugzeuge verwendet habe, um Gäste nach Sardinien zu
fliegen. "Sollte dieser Verdacht bestätigt werden, muss sich Berlusconi
jetzt nicht nur wegen seines unmoralischem Verhaltens, sondern auch wegen
des Geldes der Steuerzahler verantworten, das er für seine Privatzwecke
verschwendet hat", sagte der Oppositionspolitiker und Erzfeind Berlusconis,
Antonio Di Pietro.
Empörung über "Hetzkampagne"
Der italienische
Innenminister Roberto Maroni erklärte sich wegen der Hetzkampagne der Linken
und regierungskritischer Medien gegen Berlusconi erschüttert. '"Einige
Kreise sähen Berlusconi am liebsten tot", sagte Maroni. Er bezeichnete die
Polemik rund um die Freundschaft zwischen Berlusconi und der 18-jährigen
Neapolitanerin Noemi Letizia als "Müll". Sie steht im Mittelpunkt des
Scheidungsverfahrens, das Berlusconis Ehefrau Veronica Lario gegen ihren
Mann angestrengt hat.
"Die italienischen Zeitungen sind ärger als die englischen Tabloids geworden, es ist deprimierend. Uns interessiert nur, dass der Regierungschef nicht das Gesetz verletzt hat, indem er Beziehungen zu einer Minderjährigen hatte. Ansonsten ist sein Privatleben nicht unsere Sache und es interessiert uns überhaupt nicht", sagte Maroni, Nummer Zwei der mit Berlusconi verbündeten Regierungspartei Lega Nord.
Alles Verleumdung
Berlusconi sieht sich als Opfer einer
Verleumdungskampagne, mit der man ihm vor den EU-Wahlen politisch schaden
wolle. Drahtzieher der Aktion sei die römische Tageszeitung "La Repubblica",
die seit Wochen über die Beziehung zwischen dem Regierungschef und Noemi
Letizia berichtet, die seine Frau Veronica Lario als Scheidungsgrund
vorgebracht hat. "Die Leute haben verstanden, dass es sich um Lügen handelt,
mit denen man mir vor den EU-Wahlen politisch schaden will. Die Regierung
arbeitet gut und hat riesige Popularität", sagte Berlusconi.