Lager vorzeitig "abgenutzt"

Störungen in 19 französischen Atomreaktoren

17.02.2011

Störfall in Atomreaktor in Südfrankreich - 18 weitere Reaktoren sind betroffen.

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© Reuters
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Der französische Stromriese EDF hat in einem Atomreaktor in Südfrankreich einen Störfall festgestellt. In 18 weiteren Reaktoren liege eine Störung vor, teilte der Energiekonzern am Donnerstag mit.

Stromaggregate fehlerhaft
EDF habe der französischen Atomaufsicht (ASN) gemeldet, dass in den betroffenen Reaktoren ein Fehler an den Stromaggregaten gefunden worden sei. Die Lager der Stromaggregate seien "vorzeitig" abgenutzt und müssten offenbar öfter ausgetauscht werden als bisher, sagte der Betriebsleiter der 58 französischen Reaktoren, Jean-Philippe Bainier. Bisher würden sie alle zehn Jahre gewechselt.

Weil im Kernkraftwerk Tricastin in der Provence drei Aggregate an zwei Reaktoren betroffen seien und nicht nur ein oder zwei Aggregate wie in den anderen Anlagen, habe die Aufsichtsbehörde dies als Störfall eingestuft. Die Abnutzung der Lager in den übrigen 18 Reaktoren wertete die ASN demnach als Störung, was auf der internationalen Skala für Atomsicherheit eine Stufe unter einem Störfall liegt. Laut EDF wurden die Störfälle in sieben Kernkraftwerken festgestellt, darunter in Gravelines in der Nähe von Dünkirchen am Ärmelkanal.

Von einem Störfall sprechen die Strahlenschutzbehörden, wenn die gestaffelten Sicherheitsvorkehrungen in einer Atomanlage "begrenzt ausfallen" oder das Personal unzulässig hoher Strahlung ausgesetzt ist. Eine Störung bedeutet gemäß der achtstufigen internationalen Ereignisskala INES eine Abweichung "von den zulässigen Bereichen für den sicheren Betrieb der Anlage".

Probleme mit Reaktor Tricastin
Die Anlage im südfranzösischen Tricastin, eine der größten Atomanlagen der Welt, war schon öfter durch Probleme aufgefallen. Im Sommer 2008 liefen sechs Kubikmeter uranhaltige Flüssigkeit aus und gelangten in die Umwelt. Dann verkeilten sich beim Austausch von Brennelementen zwei der uranhaltigen Behälter und drohten wochenlang, auf die anderen Brennstoffcontainer zu stürzen. Auch 2009 wurden mehrere Zwischenfälle gemeldet. Auf dem 600 Hektar großen Gelände in der Nähe von Avignon sind Kernkraftwerke, Forschungseinrichtungen sowie Betriebe zur Urananreicherung und Abfallbeseitigung untergebracht.
 

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