Aus Syrien sind sie entkommen, jetzt droht 400.000 Flüchtlingen der Kältetod.
Ein schwerer Wintersturm, der in dieser Woche die Region östlich des Mittelmeers heimsucht, macht insbesondere den Kriegsflüchtlingen im Gazastreifen und den syrischen Flüchtlingen im Libanon schwer zu schaffen. In ihren schlecht beheizten Zelten und Notunterkünften litten sie besonders unter der Kälte, berichteten am Donnerstag das Rote Kreuz und die Flüchtlingshelfer der UNO.
Winter in Nahost:
Im Raum Jerusalem gab es am Donnerstag leichte Wetterberuhigung. Im Gazastreifen, wo seit dem Krieg radikaler Palästinensergruppen mit den israelischen Streitkräften weiter mehr als 100.000 Menschen nicht in ihre durch Bombardements zerstörten oder beschädigten Wohnungen zurückkehren konnten, ging am Mittwoch und Donnerstag heftiger Eisregen nieder. Sturmböen und Hagelschauer peitschten um die Notunterkünfte.
Weil das einzige Kraftwerk in dem Küstenstreifen aus Brennstoffmangel nur sechs Stunden pro Tag Strom liefert, sitzen die Menschen bei Kerzenschein und mit Holzfeuern in ihren Zelten und provisorischen Hütten, die sie mit Sandsäcken gegen eindringendes Wasser schützen. Nur etwas komfortabler haben es die 17.000 Flüchtlinge, die weiter in UN-Schulräumen leben.
Linksgerichtete Palästinensergruppen kritisierten angesichts des Elends die radikalislamische Hamas, die faktisch weiter die Kontrolle über den Gazastreifen ausübt, aber auch die in Ramallah ansässige Palästinensische Autonomiebehörde, weil die Beseitigung der Kriegsschäden nur schleppend angelaufen sei. Sie machen dafür vor allem deren mangelnden Willen zur Zusammenarbeit verantwortlich.
Flüchlinge leiden:
Im Libanon leiden unter den Winterstürmen vor allem 80.000 besonders bedürftige Flüchtlingsfamilien aus dem angrenzenden Bürgerkriegsland Syrien. Ein Mann und ein sechsjähriger Bursche, die aus Syrien über das Grenzgebirge in den Südlibanon flüchteten, wurden dort am Mittwoch erfroren aufgefunden, berichtete das Internationale Rote Kreuz. Flüchtlingshelfer der UNO verteilten an die Menschen in den Zeltlagern Hilfsgelder und Bezugsscheine für Brennstoffe. Die Temperaturen lagen bei starkem Schneefall um null Grad.
Schnee auch in Jerusalem:
In Jerusalem, wo ein halber Meter Schnee erwartet worden waren, fielen bis Donnerstagnachmittag weniger als zehn Zentimeter Schnee. Bei zahlreichen Gewittern und schweren Sturmböen hagelte und regnete es jedoch stark. Am Donnerstag beruhigte sich das Wetter und die am Vortag geschlossenen Schulen wurden wieder geöffnet. Auch die beiden Autobahnen von Tel Aviv ins hochgelegene Jerusalem wurden wieder für den Verkehr freigegeben.
Schulen bleiben zu:
Geschlossen blieben Schulen und viele öffentliche Einrichtungen dagegen auch am Donnerstag im Norden Israels und im Westjordanland. Auf den Golanhöhen fielen 40 Zentimeter Neuschnee, am Berg Hermon waren es 90 Zentimeter, berichtete der Wetterdienst. Etwa 10.000 Menschen in der zentralen israelischen Küstenebene waren seit Mittwoch ohne Strom, weil Sturmschäden ihre Versorgung lahmlegten, erklärte die staatliche Elektrizitätsgesellschaft.