Zehntausende Rettungskräfte auf der Suche
Taifun in Japan: Opferzahl gestiegen - Suche nach Vermissten
15.10.2019
In Tokio sorgte eine Abweisung von zwei Obdachlosen in einer Notunterkunft für Empörung.
Tokio. Nach dem verheerenden Taifun "Hagibis" in Japan haben Zehntausende Rettungskräfte ihre Suche nach Vermissten fortgesetzt. Ministerpräsident Shinzo Abe sagte am Dienstag, es gebe keine Pläne, die Zahl der Bergungskräfte zu reduzieren. Drei Tage nach Durchzug des Taifuns wurden immer noch 15 Menschen vermisst, die Zahl der Toten stieg Medienberichten zufolge auf fast 70 an.
Der Wirbelsturm mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 216 Stundenkilometern hatte am Wochenende in Japan eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Dabei richteten die schweren Regenfälle deutlich mehr Schäden an als der Wind. Erdrutsche brachten Häuser zum Einsturz, mehr als 140 Flüsse traten über die Ufer. Starkregen und heftige Sturmböen verursachten überdies Schlammlawinen. Experten warnten vor weiterem Regen.
Insgesamt waren mehr als 110.000 Rettungskräfte im Einsatz, darunter 31.000 Soldaten. Nach Abes Angaben wurden bereits mehr als 3.000 Menschen gerettet. 34.000 Haushalte waren am Dienstag weiter ohne Strom, 133.000 Haushalte hatten kein Wasser. Insgesamt waren 36 der 47 japanischen Präfekturen von "Hagibis" betroffen.
Zehntausende Menschen verbrachten auch die Nacht auf Dienstag in öffentlichen Notunterkünften. Für Empörung sorgten Berichte, wonach zwei Obdachlosen im Tokioter Stadtteil Taito der Zutritt zur öffentlichen Notunterkunft verwehrt worden war.
Ein Sprecher des Stadtteils sagte, die Unterkunft sei den Bewohnern von Taito vorbehalten. Doch Ministerpräsident Abe kritisierte, den beiden Männern hätte Unterschlupf gewährt werden müssen. Schutzräume seien für alle Betroffenen da, sagte er im Parlament und kündigte Maßnahmen an, um ähnliche Vorkommnisse für die Zukunft auszuschließen.
Medienberichten zufolge wurde in einem anderen Stadtteil von Tokio am Dienstag die Leiche eines Obdachlosen in der Nähe eines über die Ufer getretenen Flusses gefunden. Die Polizei geht davon aus, dass der Mann in der Nähe des Flusses gelebt hatte und in den reißenden Fluten ertrunken war.
In Tokio leben nach Angaben der Regierung etwa 1.100 Menschen auf der Straße, das ist rund ein Viertel der Obdachlosen im ganzen Land. Ein Regierungsvertreter sagte am Dienstag, dass ihre Zahl wahrscheinlich deutlich höher sei, da es eine neue Art von Obdachlosen gebe, die sich in Internet-Cafés und anderen Einrichtungen verbergen würden.