Gift-Pilze
Tausende Kamele in Saudi-Arabien verendet
14.09.2007
Rätselhaftes Kamel-Sterben in der Wüste. Züchter beklagen Verluste in Millionen-Höhe. Die Ursache sollen gifitge Pilze im Futter sein.
Seit Wochen zeigen die saudiarabischen Zeitungen immer wieder die gleichen Bilder: Fotos verwesender Kamelkadaver in der Wüste. Das Landwirtschaftsministerium sprach zunächst von 2.000 verendeten Tieren, korrigierte die Zahl dann auf 2.500. Die Presse berichtet gar von insgesamt mindestens 5.000 toten Kamelen. Das ist eine Katastrophe in einem Land, in dem die zähen und belastbaren Tiere großen Respekt und Wert genießen. 2005 rühmte sich das Königreich, Heimat von fast 900.000 Kamelen zu sein, einige Exemplare erzielten Preise von knapp einer Million Rial (194.000 Euro).
"Nationale Tragödie"
Manche Züchter beklagen
Verluste in Höhe mehrerer Millionen Euro, sie machen die Regierung für den
Schaden verantwortlich. "Die Beamten im Landwirtschaftsministerium blieben
untätig angesichts dieses beispiellosen Unglücks", beklagt Rasched bin
Schalaf bin Mithkal, Kamelzüchter aus der südlichen Region Jasan. Die
Lokalpresse spricht von einer "nationalen Tragödie", seit die unerklärlichen
Vergiftungen zunächst im Tal el Dawasser 400 Kilometer südlich der
Hauptstadt Riad die ersten Opfer forderten. Inzwischen hat sich das Sterben
auf das ganze Königreich ausgebreitet.
Gehirnblutungen
Viele Kamelzüchter führen die Todesfälle auf die
Kleie zurück, die an die Kamele verfüttert wird, seit der Preis für das
sonst übliche Gerste-Futter in die Höhe schnellte. "Die Kleie aus den Mühlen
in Chamis Muschait ist Schuld an der Katastrophe", schrieb die arabische
Zeitung "El Hajat" bereits Ende August. Die betroffenen Kamele verlieren die
Kontrolle über ihre Bewegung, bekommen Gehirnblutungen und sind schließlich
völlig gelähmt.
Gifitge Pilze
Die unter Druck geratenen Behörden schickten
schließlich tiefgekühlte Teile der verendeten Tiere zur Untersuchung in
französische Labors. Erste Ergebnisse hätten gezeigt, dass die Kleie giftige
Pilze enthalte, sagte Landwirtschaftsminister Fahd bin Abdul Rahman
Balghnaim. Ein Veterinär im Landwirtschaftsministerium führt die Vergiftung
der Kleie auf falsche Lagerung zurück.
Entschädigung
Mitte August bot König Abdullah eine
Entschädigung in Höhe von 4.000 Rial pro Kamel an. Den Züchtern ist das zu
wenig. Sie besänftigt auch nicht, dass Verteidigungsminister Prinz Abdul
Rahman bin Abdul Asis 300 seiner eigenen Kamele Züchtern schenken will, die
Tiere verloren haben.