7,8 nach Richter
Tausende Tote bei Erdbeben in China
12.05.2008
Nach dem schlimmsten Erdbeben in China seit mehr als 30 Jahren werden immer mehr Leichen geborgen. Viele Nachbeben erschüttern die Region.
Zehntausende Menschen wurden am Dienstag noch vermisst oder waren unter Trümmern begraben. Die Suche nach Überlebenden gleicht einem Wettlauf gegen die Zeit. Die Rettungsarbeiten wurden von starkem Regen und Sturm behindert.
Am Dienstag trafen in der Katastrophenregion 20.000 Soldaten und Polizisten ein. 30.000 weitere machten sich per Flugzeug, Bahn, Lastwagen und zu Fuß auf den Weg, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua unter Berufung auf das Verteidigungsministerium in Peking berichtete.
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Das Beben der Stärke 7,9 richtete am Montag in ganz Zentralchina schwere Schäden an. Allein in der Provinz Sichuan kamen Xinhua zufolge mehr als 12.000 Menschen ums Leben.
Chancen der Verschütteten sinken
Die Überlebenschancen für die Verschütteten sinken indes immer weiter. Bis Dienstag wurden nach offiziellen Angaben lediglich 58 Opfer lebend aus den Trümmern gerettet. Viele Straßen und Stromleitungen waren unterbrochen. Das Gesundheitsministerium rief zu Blutspenden auf.
Allein aus der Stadt Mianyang nahe des Epizentrums gab es Berichte über mehr als 3.600 Tote und knapp 19.000 Vermisste. Auch in Mianzhu wurden mindestens 4.800 Menschen vermisst. Unter den Opfern sind auch viele Kinder und Jugendliche. Im Bezirk Beichuan, wo 80 Prozent der Gebäude zerstört wurden, stürzte eine sechsstöckige Schule ein und begrub hunderte Menschen in einem meterhohen Trümmerhaufen. Allein dort befürchteten die Behörden 1.000 tote Schüler und Lehrer. In einer anderen Schule in der Stadt Dujiangyan sollen zudem 900 Schüler ums Leben gekommen sein.
Nach Behördenangaben könnten die Rettungsarbeiten eine Woche dauern. Immer wieder wurde die Region von starken Nachbeben erschüttert. In der Großstadt Chengdu flüchteten viele Menschen aus Gebäuden.
Alle Opfer aus der Region Sichuan
Fast alle Opfer des Bebens wurden laut Xinhua in Sichuan registriert. In drei Nachbarprovinzen sowie in der Megastadt Chongqing am Fluss Jangtse kamen demnach etwa 300 weitere Menschen ums Leben. Zahlreiche Kleinstädte wurden dem Erdboden gleichgemacht. In Shifang, wo das Beben einen Chemieunfall auslöste, kamen rund 600 Menschen ums Leben.
In Chengdu wurden Strom- und Fernmeldemasten zerstört, so dass weite Teile der Millionenstadt im Dunkeln lagen. Wegen Erdrutschen waren viele Straßen unpassierbar. Ministerpräsident Wen Jiabao räumte vor Ort ein, die Lage sei viel schlimmer, als die Behörden zunächst vermutet hätten.
Vertreter der USA, Japans und der EU bekundeten ihr Beileid und boten China Hilfe bei den Rettungsaktionen an. Auch das geistige Oberhaupt der Tibeter, der Dalai Lama, sprach den Opfern seine Anteilnahme aus. US-Präsident George W. Bush telefonierte mit dem chinesischen Staatschef Hu Jintao. Bush habe sein Beileid übermittelt und Hilfe angeboten, sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Dana Perino, am Dienstag. Das UN-Büro für Hilfseinsätze erklärte in Genf, die Vereinten Nationen hätten China ebenfalls Hilfe angeboten.
Das Erdbeben war das folgenschwerste in China seit 1976. Damals wurden in der Nähe von Peking etwa 240.000 Menschen getötet.