In der Türkei sind bei einem Anschlag auf dem Gelände eines Rüstungsunternehmens laut Präsident Recep Tayyip Erdogan mindestens vier Menschen getötet worden.
14 weitere seien bei dem Angriff in einem Außenbezirk der Hauptstadt Ankara verletzt worden, sagte der türkische Staatschef. Erdogan bezeichnete den Vorfall auf der Plattform X als "feigen Anschlag" auf ein Zugpferd der türkischen Verteidigungsindustrie.
- Messerstecherei zwischen Syrern wegen Hochzeit einer 15-Jährigen
- Trump vor Gastauftritt bei Podcast-Gigant Joe Rogan
- Wilde Verfolgungsjagd: Polizei stoppte Schlepper in Feld
Hier soll laut unbestätigten Berichten der Eingang des angegriffenen Unternehmens zu sehen sein.
Innenminister Ali Yerlikaya zufolge wurden zwei "Terroristen neutralisiert", ein Mann und eine Frau. Dabei blieb zunächst unklar, ob die Angreifer festgenommen oder getötet wurden. Zum Hintergrund der Tat gab es zunächst keine Informationen. Justizminister Yilmaz Tunc erklärte, es seien Ermittlungen eingeleitet worden.
#Ankara'daki #TUSAŞ tesisine terör saldırısı gerçekleştiren bir kadın, bir erkek terörist... pic.twitter.com/O8Zb3Ljk55
— A Haber (@ahaber) October 23, 2024
Medien veröffentlichten am Nachmittag Aufnahmen von Überwachungskameras, die die mutmaßlichen Attentäter mit Schusswaffen zeigen sollen. Auf Videoaufnahmen war zudem eine Explosion zu sehen, im Hintergrund waren Schüsse zu hören. Nun wurden die Sicherheitsmaßnahmen rund um das Parlament im Zentrum Ankaras erhöht.
Große Rauchwolken zu sehen
Auf Bildern des türkischen Fernsehsenders NTV waren große Rauchwolken vor dem Eingang des Gebäudes zu sehen, das in der Ortschaft Kahramankazan etwa 40 Kilometer von Ankara entfernt liegt. Demnach ereignete sich gegen 16.00 Uhr (15.00 Uhr MESZ) eine Explosion. Es seien auch Schüsse zu hören gewesen. Kurz nach 17.30 Uhr seien die Schüsse vorbei gewesen. NTV sprach von einem "Selbstmordattentat". Eine "Gruppe von Terroristen" sei in das Gebäude eingedrungen, wobei sich einer von ihnen in die Luft gesprengt habe. Berichten des Fernsehsenders Habertürk zufolge wurden bei dem Angriff auch Geiseln genommen.
Die Umgebung wurde abgesperrt. Medienberichten zufolge fuhren zahlreiche Krankenwagen zum Ort des Anschlags. Außerdem sei das Militär vor Ort. Die türkische Rundfunkbehörde Rtük verhängte eine Nachrichtensperre zu dem Thema.
Anschlag auf Rüstungsfirma
Das Unternehmen Türkische Luft- und Raumfahrtindustrie (TUSAS) ist eine Tochtergesellschaft der staatlichen Agentur für Verteidigungsindustrie. Die Firma ist unter anderem ein bedeutender Produzent von Kampfflugzeugen und Drohnen. TUSAS hat etwa die Prototypen des türkischen Kampfflugzeuges KAAN mitentwickelt. Yerlikaya nannte die Firma einen "Augapfel" der heimischen Verteidigungsindustrie. TUSAS hatte im Februar das erste überwiegend lokal entwickelte Kampfflugzeug KAAN erfolgreich getestet. Der Jet wurde dem Unternehmen zufolge gemeinsam mit dem Unternehmen BAE Systems entwickelt.
????Turkey's interior minister has confirmed a terrorist attack on the Turkish Aerospace Industries (TAI) facilities in Kahramankazan, Ankara.
— BigBreakingWire (@BigBreakingWire) October 23, 2024
There are reports of casualties and injuries as a result of the attack. pic.twitter.com/YAhpRHBjD7
Laut dem Analysten Murat Yetkin werden Drohnen von TUSAS sowohl im Kampf gegen die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK als auch gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) von der Türkei eingesetzt.
▪️Ankara'nın Kahramankazan ilçesinde bulunan Türk Uçak Sanayii Anonim Ortaklığı (#TUSAŞ) Tesisi önünde patlama meydana geldi. İçişleri Bakanı "Şehitlerimiz Var" dedi.Patlamanın canlı bomba olduğu iddiaları var. #tusas #ankara pic.twitter.com/FkeoULcBCJ
— Mustafa Dilek (@mustafadilek) October 23, 2024
Hier treffen die Terroristen auf die Sicherheitskräfte:
https://t.co/zjKp0qb4DV https://t.co/mWIWJbhwqN
— Tugay Er (@er_tugay_) October 23, 2024
Hier fahren die Behörden zum Anschlagsort:
The scene after the explosion in front of Turkish Aerospace Industries Facility.
— Tugay Er (@er_tugay_) October 23, 2024
pic.twitter.com/M0wqlFv6im
Immer wieder schwere Anschläge
In der Türkei haben in der Vergangenheit sowohl der IS, die linksextremistische Revolutionäre Volksbefreiungsfront DHKP-C als auch die PKK schwere Anschläge verübt, auch in Ankara. Im Oktober 2023 etwa hatte sich ein Selbstmordattentäter vor dem Innenministerium in Ankara in die Luft gesprengt, zwei Beamte wurden verletzt. Die PKK bekannte sich damals zu dem Anschlag. Die türkische Regierung reagierte mit Dutzenden Festnahmen innerhalb der Türkei und Luftschlägen im Nordirak, wo das PKK-Hauptquartier liegt.
Der jetzige Anschlag ereignete sich kurz nachdem die Ultranationalisten der Partei MHP überraschend eine mögliche Freilassung des PKK-Führers Abdullah Öcalan thematisiert hatten. Die MHP ist Erdogans Regierungspartner. Ihr Chef Devlet Bahceli hatte dies jedoch an eine Entwaffnung der Terrororganisation geknüpft. Beobachter werten dies als ein Zeichen dafür, dass es möglicherweise zu einem neuen Friedensprozess zwischen Regierung und PKK kommen könnte. Der letzte Versuch war 2015 gescheitert. Ob ein Zusammenhang zu dem Anschlag besteht, ist völlig unklar.
Internationale Reaktionen
Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz zeigte sich angesichts des Anschlags "erschüttert". Auf X schrieb er: "Wir verurteilen Terrorismus in jeder Form aufs Schärfste und stehen an der Seite unseres Partners Türkei." Auch das Auswärtige Amt reagierte "entsetzt" auf den Angriff.
Der russische Präsident Wladimir Putin, der sich mit Erdogan in der russischen Millionenstadt Kasan am Rande des BRICS-Gipfels zu Gesprächen traf, drückte den Türken sein Beileid aus. Russland verurteile jede Form terroristischer Handlungen, "egal wodurch sie motiviert sind", sagte er.
NATO-Generalsekretär Mark Rutte sagte am Mittwoch, das Militärbündnis stehe angesichts des tödlichen Angriffs auf den Hauptsitz von TUSAS zu seinem Verbündeten Türkei. "Tief besorgniserregende Berichte über Tote und Verletzte in Ankara. Die #NATO steht an der Seite unseres Verbündeten #Türkei. Wir verurteilen den Terrorismus in all seinen Formen aufs Schärfste und beobachten die Entwicklungen genau", schrieb Rutte in einem Beitrag auf X.