Die Bevölkerung wünscht dem Verdächtigen "Folter und Tod". Die Anzahl der Toten auf Grund der Buschbrände ist auf 200 gestiegen.
Angesichts abermals gestiegener Opferzahlen der verheerenden Buschfeuer in Australien wächst die Wut in der Bevölkerung. Ein mutmaßlicher Brandstifter und Mitglieder seiner Familie sahen sich am Dienstag mit zahlreichen Todesdrohungen konfrontiert. Die Polizei des Bundesstaats Victoria, in dem die meisten Brände wüteten, teilte mit, dass die Zahl der Todesopfer auf 200 gestiegen sei.
In der Region wüteten noch sechs Feuer, die aber auch aufgrund der milderen Witterung alle unter Kontrolle waren, wie die Polizei mitteilte. Bisher war von 189 Toten die Rede gewesen, danach aber waren in mehreren Städten weitere Leichen gefunden worden - so etwa in der besonders vom Feuer getroffenen Stadt Kinglake fünf weitere Opfer und im völlig zerstörten Ort Marysville drei.
Während einige Feuer auf natürliche Weise oder nach Einschätzung der Behörden versehentlich entstanden, besteht für andere der Verdacht der Brandstiftung. So wird der 39-Jährige Brendan S. beschuldigt, das Feuer nahe der Stadt Churchill rund 130 Kilometer südöstlich von Melbourne gelegt zu haben, bei dem 21 Menschen starben und 151 Häuser zerstört wurden. S. ist wegen des Todes von elf Menschen angeklagt. Sollte er verurteilt werden, drohen ihm 25 Jahre Gefängnis.
"Folter und Tod"
Der Richter des Obersten Gerichtshofes
von Victoria hatte am Montag trotz Befürchtungen von Selbstjustiz den vollen
Namen des Verdächtigen preisgegeben. Im Internet tauchten anschließend nach
Angaben seines Verteidigers Julian McMahon die ersten Hass-Botschaften auf,
in denen dem 39-Jährigen "Folter und Tod" gewünscht wurden.
Im Gefängnis vor Mithäftlingen geschützt
Verteidiger
McMahon sprach am Dienstag vor dem Gericht von ernsthafter Sorge um die
Sicherheit seines in Haft sitzenden Mandaten sowie seiner Verwandten.
Mindestens ein Mitglied der Familie sei bereits bedroht worden sei. Im
Internetforum Facebook etwa gebe es Gruppen, in denen sogar ein Foto des
mutmaßlichen Brandstifters zu finden sei, sagte McMahon. Die australische
Nachrichtenagentur AAP berichtete über eine Flut von Hass-Botschaften auf
Internetseiten. Im Gefängnis wird der mutmaßliche Brandstifter vor seinen
Mithäftlingen geschützt.
Fast 2.000 Häuser zerstört
Unterdessen wurde
Medienberichten zufolge gegen einen Energieversorger eine Schadenersatzklage
eingereicht. Eine herabhängende Leitung des Elektrizitätskonzerns SP Ausnet
habe Funken gesprüht, die das Buschfeuer nahe der Stadt Kinglake entzündet
habe, erklärten die Kläger demnach. Die Polizei von Victoria teilte mit, die
Brandursache sei noch nicht abschließend geklärt. Das Unternehmen wies die
Vorwürfe zurück.
Insgesamt wurden bei den schwersten Buschfeuern in der Geschichte Australiens bisher fast 2.000 Häuser zerstört. Rund 450.000 Hektar Land verbrannten. Für die Opfer der Brände gingen nach Angaben des australischen Roten Kreuzes bisher Spenden in Höhe von mehr als 100 Millionen australischen Dollar (rund 51 Millionen Euro) ein. Die US-Popsängerin Pink stellte 250.000 australische Dollar (129.000 Euro) zur Verfügung, zu weiteren prominenten Spendern gehört auch der Sänger Leonhard Cohen.