Hotelzimmerleiche
Tote in der Schweiz führt zu Millionen-Betrug
16.11.2007
Der Ehemann hatte einige Tage neben der Leiche im Hotezimmer verbracht. Im Abschiedsbrief fand die Polizei Hinweise auf Millionenbetrügereien.
Der gewaltsame Tod einer 27-Jährigen in einem Zürcher Hotel hat die Schweizer Polizei auf die Spur eines Anlagebetrugs über 20 Millionen Franken (12,1 Millionen Euro) gebracht. Der 44-jährige Ehemann sowie zwei mutmaßliche Mittäter wurden verhaftet. Rund 1.500 Kunden wurden bei dem Betrug geschädigt. Zwei Ermittlungsverfahren laufen.
Leiche ohne Verletzungen
Angestellte eines Hotels in der Zürcher
Innenstadt fanden am 1. Oktober einen zunächst nicht ansprechbaren
verletzten Mann in einem Hotelbett, wie die Staatsanwaltschaft am Freitag
mitteilte. Der 44-jährige Mann hatte seinen Aufenthalt im Hotelzimmer
mehrmals telefonisch verlängert, dann aber nicht rechtzeitig ausgecheckt.
Neben ihm lag die Leiche seiner 27 Jahre alten Ehefrau, die keinerlei
Verletzungen aufwies. Der Verletzte wurde im Zürcher Universitätsspital
notoperiert.
Gemeinsamer Suizidversuch?
Auf Grund eines Abschiedsbriefs im
Hotelzimmer und der konkreten Fundsituation ging die Polizei zunächst von
einem gemeinsamen Suizidversuch aus. Die weiteren Ermittlungen hätten jedoch
den dringenden Verdacht auf ein Tötungsdelikt ergeben, heißt es weiter. Der
Mann sei in Untersuchungshaft gesetzt worden und sei grundsätzlich
geständig, seine Ehefrau erdrosselt zu haben.
Motiv wird untersucht
Der genaue Tathergang, die Tathintergründe
und namentlich das von ihm geltend gemachte Motiv seien derzeit Gegenstand
eingehender Ermittlungen. "Wir sind in der Phase der Überprüfung", sagte der
zuständige Staatsanwalt Alexander Knauss auf Anfrage. "Wir wollen die
Geschichte rekonstruieren, um Rückschlüsse auf das Motiv zu erhalten."
Betrugshinweise im Abschiedsbrief
Im Abschiedsbrief hat der Mann
laut Staatsanwaltschaft Hinweise auf einen Anlagebetrug über 20 Millionen
Franken zum Nachteil von rund 1.600 Kunden einer
Vermögensverwaltungsgesellschaft gemacht. "Das ist eine absolut seltene
Kombination; ein Tötungs- und ein Wirtschaftsdelikt in diesen Dimensionen",
sagte Knauss weiter.
Zwei Festnahmen
Während der Ermittlungen wurden zwei mutmaßliche
Mittäter des Mannes in Untersuchungshaft gesetzt und umfangreiche
Hausdurchsuchungen in den Kantonen Zürich, Zug und Schwyz durchgeführt. Den
drei Verhafteten wird vorgeworfen, ihren Kunden während längerer Zeit die
massiven Verluste arglistig verschwiegen zu haben.