Zusammenstöße
Tränengas in Athen bei griechischem Generalstreik
21.10.2008
Bei einer Demonstration kam es zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und den Streikenden, der Streik legte das gesamte Land lahm.
Mit Tränengas ist die griechische Polizei am Dienstag gegen Teilnehmer eines Generalstreiks vorgegangen. Während das öffentliche Leben weitgehend zum Erliegen kam, kam es in Athen im Anschluss an eine Demonstration von rund 15.000 Menschen zu Zusammenstößen mit Jugendlichen, die Steine und andere Gegenstände auf Schaufensterscheiben warfen. Der eintägige Generalstreik richtete sich gegen die Wirtschaftspolitik der konservativen Regierung. Flug-, Bahn- und Fährverkehr kamen völlig zum Erliegen.
Gesamtes Land lahm gelegt
Auch Schulen und Behörden sowie viele
Banken blieben geschlossen. In Krankenhäusern wurde ein Notdienst
aufrechterhalten. Auch Anwälte und Journalisten legten die Arbeit nieder.
Aus diesem Grund gab es keine Nachrichten in Radio und Fernsehen. Aus
Protest gegen steigende Lebenshaltungskosten erschienen insgesamt
Hunderttausende Beschäftigte nicht zur Arbeit.
"Das Land ist faktisch zu einem Stillstand gelangt", sagte Gewerkschaftssprecher Efstathios Anestis. "Die Beteiligung ist sehr hoch und überschreitet in vielen Bereichen 90 Prozent des Personals."
Protest gegen Wirtschaftspolitik der Regierung
Die
Gewerkschaften protestieren unter dem Motto "Es reicht" gegen steigende
Preise und auch gegen ein Sparprogramm der konservativen Regierung unter
Premier Konstantinos (Kostas) Karamanlis sowie gegen die Pensionsreform und
die Privatisierung der staatlichen Fluggesellschaft Olympic Airlines. Zu dem
24-stündigen Generalstreik hatten die beiden größten Gewerkschaften, GSEE
und ADEDY, aufgerufen, die rund 2,5 Millionen Mitglieder haben und damit
jeden zweiten Beschäftigten in Griechenland vertreten. Die
Arbeitnehmervertreter fordern höhere Löhne, Pensionen und Sozialausgaben.
Verdoppelung des Mindeslohns gefordert
Die Demonstranten in Athen
verlangten auf Transparenten eine Verdoppelung des gesetzlichen Mindestlohns
von monatlich 701 auf 1.400 Euro. Einige wandten sich auch gegen den
Rettungsplan der Regierung für die von der Finanzkrise betroffenen Banken in
einem Umfang von 28 Milliarden Euro. "Keinen Euro zur Unterstützung der
Kapitalisten!" hieß es auf einem Transparent. "Wir empfinden Ärger,
Verzweiflung und Wut über die Politik, die nur wenigen etwas gibt", sagte
der GSEE-Vorsitzende Yiannis Panagopoulos.
Allein bei Olympic wurden 150 Flüge gestrichen. Neben Inlandsverbindungen waren auch Strecken nach Frankfurt am Main, London, Brüssel, Rom und Paris betroffen. Bei der Gesellschaft Aegean Airlines fielen 46 Inlandsflüge aus. Zu Mittag traten auch die Fluglotsen in einen vierstündigen Streik. Touristen wurden nach Angaben des Flughafens Athen im Voraus von den Fluglinien über geänderte Abflugzeiten benachrichtigt. Viele griechische Inseln blieben von der Außenwelt abschnitten, weil auch die Fähren bestreikt wurden.
Foto: (c) Reuters