Hintergrund

Türkische Militäreinsätze im Irak

22.02.2008

Erneut ist die türkische Armee in den Nordirak einmarschiert. Der Einsatz reiht sich in viele Einsätze seit 1995 ein.

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© AP
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Die Türkei hat eine Bodenoffensive gegen kurdische Rebellen im Nordirak gestartet. Daran sind nach Angaben aus Militärkreisen vom Freitag 10.000 Soldaten beteiligt. Die Stützpunkte der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) in dem Nachbarland dienen den Rebellen nach türkischer Darstellung als Rückzugsgebiet, um Anschläge in der Türkei zu verüben. Im Kampf der militanten Kurden gegen die Regierung in Ankara starben seit 1984 mehr als 38.000 Menschen. Im Folgenden ein Überblick über die bisher größten Offensiven der türkischen Armee auf irakischem Territorium:

  • 1995: 35.000 türkische Soldaten marschieren am 20. März mit dem erklärten Ziel in den faktisch autonomen Nordirak ein, die Kämpfer der PKK aus dem Gebiet zu vertreiben. Der Norden entzieht sich dank der von den USA eingerichteten Flugverbotszone der Kontrolle Bagdads. Die türkische Invasion dauert sechs Wochen bis zum 2. Mai, ohne dass das Ziel vollständig erreicht wird.
  • 1997: Im Mai unternehmen 10.000 Soldaten einen Vorstoß in den von Kurden kontrollierten Nordirak. Die Armee unterhält dort anschließend eine praktisch dauerhafte Präsenz mit regelmäßigen Aktionen. Am 22. Mai teilt sie mit, im Laufe der Aktion 1146 PKK-Kämpfer getötet zu haben. Ende September marschieren erneut rund 15.000 Soldaten in den Nordirak ein, um PKK-Stützpunkte zu zerstören, von denen aus die Rebellen aus Angriffe auf die Türkei verübt haben sollen. Am 5. Dezember beginnen türkische Truppen unterstützt von Luftwaffe und schwerer Artillerie eine weitere zweiwöchige Offensive. Angeblich werden dabei bis zu 200 PKK-Kämpfer getötet.
  • 2007: Die türkische Armee verstärkt im Herbst ihre Einheiten im Südosten und zieht etwa 100.000 Mann an der Grenze zusammen. Sie sollen die PKK innerhalb der Türkei bekämpfen und das Einsickern von Kämpfern aus dem Nordirak unterbinden. Nach einer Serie von kurdischen Angriffen und dem Tod von 30 Soldaten innerhalb von zwei Wochen steht die Regierung in der Öffentlichkeit unter Druck, ihr Vorgehen zu verschärfen. Das Parlament in Ankara gibt grünes Licht für grenzüberschreitende Einsätze. In hektischen Verhandlungen halten die USA ihren NATO-Partner zwar von einer Großoffensive ab, akzeptieren aber, dass Heer und Luftwaffe Vorstöße in das Nachbarland unternehmen. Am 1. Dezember berichtet die Armee von einer "intensiven Intervention" von Spezialkräften mit Luft- und Artillerieunterstützung, die von der PKK in Abrede gestellt wird. Am 18. Dezember überschreiten rund 300 türkische Soldaten die Grenze.
  • 2008: Der türkische Staatspräsident Abdullah Gül schließt nach einem Treffen mit US-Präsident George W. Bush in Washington Verhandlungen mit den "Terroristen" der PKK kategorisch aus. Der türkische Generalstabschef Yasar Büyükanit spricht von einem stillen Einverständnis Washingtons. Die grenzüberschreitenden Operationen der türkischen Armee zur Bekämpfung der PKK hatten zu einem Zerwürfnis zwischen der nordirakischen Kurdenführung und den USA geführt. Das Parlament der kurdischen Autonomieregion im Nordirak verschiebt nach türkischen Drohungen die Frist für ein Referendum über die Eingliederung der ölreichen Vielvölker-Provinz Kirkuk in das Kurdengebiet.
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