Erdbeben auf Haiti
Überleben unter Trümmern nur wenige Tage
14.01.2010
Flüssigkeitsverlust wird bald kritisch für Verletze. Langzeitüberlebende gelten als "medizinische Wunder".
Chaos und Verzweiflung herrschen auf Haiti nach dem verheerenden Erdbeben. Denn neben den vielen Verletzten, die meist auf offener Straße auf Hilfe warten, ist weiterhin völlig unklar, wie viele Opfer noch unter den Trümmern begraben sind. Nach einer medizinischen Faustregel kann der Mensch drei Tage ohne Wasser und drei Wochen ohne Essen auskommen. Angst und Panik bei einem verschütteten Bebenopfer können jedoch den Stoffwechsel ankurbeln - die körpereigenen Reserven werden dann noch schneller aufgebraucht.
Quälender Durst
In gemäßigten Breiten nimmt ein Erwachsener
pro Tag etwa 1,8 Liter Flüssigkeit durch Getränke und Nahrung zu sich. Bei
großer Hitze schwitzt ein Mensch täglich mehrere Liter aus. Sinkt der
Wassergehalt des Organismus um fünf bis zwölf Prozent des Körpergewichts,
leidet der Betroffene unter quälendem Durst, die Schleimhäute trocknen aus
und schließlich versiegen Schweißfluss und Harnproduktion. Bei einem
Wasserverlust von 15 bis 20 Prozent des Körpergewichts stirbt er durch
Verdursten.
Gefährliche Situation für Kinder
Noch gefährlicher ist
die Situation für Kinder. Ohne Flüssigkeitszufuhr und bei Hitze tritt der
Tod nach wenigen Tagen ein. Gerät ein Kind zusätzlich in Panik, beschleunigt
sich der Flüssigkeitsverlust so stark, dass es schon nach 36 Stunden sterben
kann.
"Medizinische Wunder"
Ausnahmen gibt es aber immer:
Ein 56-Jähriger wurde 2003 in der vom Erdbeben zerstörten südiranischen
Stadt Bam nach 13 Tagen lebend aus den Trümmern geborgen. Medizinisch ist
das nicht zu erklären und gehört für Experten in die Kategorie "medizinische
Wunder". Als Rekord galt bis dahin jener 19-Jährige, der 1977 nach
einem Beben in Bukarest elf Tage unter den Trümmern eines Hochhauses
durchhielt und lebend geborgen wurde.