Bei dem Flugzeugunglück in Madrid sind damit 154 Menschen getötet worden. Was das Unglück ausgelöst hat, ist immer noch nicht klar.
Eine der Überlebenden des Flugzeugunglücks von Madrid ist ihren schweren Verletzungen erlegen. Das teilten die Behörden am Samstagabend in der spanischen Hauptstadt mit. Die 31-Jährige Maria Luisa E. hatte bei dem Unglück der Spanair-Maschine auf dem Madrider Flughafen Barajas am Mittwoch am ganzen Körper schwere Verbrennungen erlitten. Damit steigt die Zahl der Opfer auf 154.
Zunächst hatten 19 Menschen die Katastrophe überlebt. Bisher konnten erst 53 der teils schwer verkohlten Leichen identifiziert werden. Neben der 31-Jährigen, deren Haut zu mehr als zwei Dritteln Verbrennungen erlitten hatte, befand sich am Samstag eine weitere Überlebende in "sehr ernstem" Zustand. Der Zustand zweier weiterer Personen wurde von Vertretern der Madrider Gesundheitsbehörde als "ernst" beschrieben.
Neue Fragen
Bei der Suche nach den Ursachen der Madrider Flugzeug-Katastrophe sind neue Fragen aufgetaucht. Entgegen den bisherigen Annahmen war beim Start der Unglücksmaschine der spanischen Fluggesellschaft Spanair offenbar kein Triebwerk in Brand geraten.
Auf einem Video, den eine Kamera der staatlichen Flughafengesellschaft AENA aufgenommen hatte, sei weder ein Feuer noch eine Explosion in einem Triebwerk zu erkennen. Die Maschine sei erst in Flammen aufgegangen, als sie auf die Erde aufschlug und zerschellte. Bisher hatte es als ziemlich sicher gegolten, dass beim Start der Maschine am Mittwoch ein Triebwerk Feuer fing. Dieser Brand, so war vermutet worden, könnte eine Kettenreaktion ausgelöst haben, die zum Absturz der zweistrahligen Maschine führte.
Technische Probleme vor dem Start
Inzwischen ist klar: Schon vor dem Start vermutete die Crew Probleme, brach einen ersten Versuch ab. Der Pilot bemerkte einen Defekt bei der Außen-Temperaturanzeige, der jedoch behoben worden sei. Die Maschine war nach Angaben von Spanair 15 Jahre alt und allen vorgeschriebenen Inspektionen unterzogen worden. Der Chef des AUA-Pilotenverbandes, Christoph Mair, sagte in der "ZiB24", die MD-82 sei immer noch ein "sehr sicheres Flugzeug", auch wenn es "nicht alle Sicherheitsfeatures" moderner Maschinen habe.
Die Flugschreiber des verunglückten Flugzeugs vom Typ McDonnell Douglas MD-82 wurden wenige Stunden nach dem Unglück sichergestellt und einem Ermittlungsrichter übergeben. Der Richter verhängte für die Untersuchungen eine Nachrichtensperre. Ein Anschlag wird als Unglücksursache ausgeschlossen.
Österreicher im Glück
Da es sich um einen spanischen Inlandsflug handelte, waren hauptsächlich Spanier an Bord. Glück hatten einige österreichsiche Touristen. Sie kamen am frühen Nachmittag aus Wien an und waren für die nächste Maschine Richtung Kanarische Inseln gebucht.
Möglicherweise waren auch vier Fluggäste aus Deutschland an Bord. Die Lufthansa teilte am Abend in Frankfurt mit, dass sieben Passagiere mit Lufthansa-Ticket für den Gemeinschaftsflug des Airline-Bündnisses Star Alliance eingecheckt hatten.
Identifizierung dauert mehrere Tage
Die Fluggesellschaft Spanair hat die komplette Passagier-Liste von Unglücksflug JK5022/LH2554 veröffentlicht. Mit an Bord: vier Deutsche.
Die Rettungsmannschaften setzten in der Nacht zum Donnerstag die Bergung der Leichen aus dem Wrack fort. Es wurde erwartet, dass die Identifizierung mehrere Tage dauern wird, weil viele Toten verstümmelt und zur Unkenntlichkeit verbrannt waren. Der spanische Ministerpräsident Jose Luis Rodríguez Zapatero sagte, die Ursachen der Katastrophe würden lückenlos aufgeklärt. Er hatte wegen der Katastrophe seinen Urlaub unterbrochen und spendete den Angehörigen der Opfer Trost. König Juan Carlos, Königin Sofía, Thronfolger Prinz Felipe sowie dessen Frau Letizia wollten am Donnerstag mit den Angehörigen der Opfer zusammenkommen.
(c) Foto: APA
Auf dem Weg nach Gran Canaria
Laut Flugplan sollte die Spanair-Maschine um 13.00 Uhr vom Großflughafen Barajas der spanischen Hauptstadt nach Gran Canaria abheben. Beim zweiten Startversuch raste das Flugzeug gegen 14.45 Uhr dann über die Landebahn hinaus und ging in Flammen auf. Die Maschine war beim Start kaum vom Boden abgehoben und hinter der Startbahn auf einer Wiese in einer Senke zerschellt. In der Nacht auf Donnerstag normalisierte sich der Flugverkehr, der nach dem Unglück eingestellt worden war, wieder.
Die Fluggesellschaft Spanair befindet sich seit geraumer Zeit in schweren wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Die skandinavische Muttergesellschaft SAS hatte vergeblich versucht, einen Käufer für das kränkelnde Unternehmen zu finden. Zurzeit ist Spanair dabei, fast ein Drittel der Beschäftigten zu entlassen und das Streckennetz zu reduzieren.
Dritte schwere Flugkatastrophe am Madrider Flughafen
Auf dem Madrider Flughafen hatte es vor knapp 25 Jahren zwei schwere Flugzeugkatastrophen gegeben. Am 27. November 1983 war ein Jumbojet der kolumbianischen Linie Avianca beim Landeanflug abgestürzt, 181 Menschen starben. Wenige Tage später gab es 93 Tote bei einem Zusammenstoß zweier Maschinen im dichten Nebel.