US-Militär gehackt
UFO-Forscher droht lebenslange Haft
31.07.2009
Dem am Asperger-Syndrom leidenden Briten droht nun die Auslieferung.
Von seinem Schlafzimmer in London hackte er sich in Dutzende Computer des US-Militärs, angeblich wollte er nur Informationen über Ufos sammeln. Doch dem Briten Gary McKinnon droht nun nach einem sieben Jahre langen Rechtsstreit endgültig die Auslieferung in die USA. Am Freitag verlor der 43-Jährige vor Gericht in London seinen bislang letzten Versuch, die Auslieferung zu stoppen. In den USA wartet auf ihn möglicherweise eine lebenslange Gefängnisstrafe - obwohl er an Asperger-Syndrom, einer Form von Autismus, leidet. Der Fall sorgte seit langem für Schlagzeilen, Menschenrechtler wie Politiker zeigten sich am Freitag entsetzt.
Hacker
Zwischen 2001 und 2002 soll der arbeitslose Mann fast 100
Computer der US-Armee, der Luftwaffe, der Marine und des Pentagons sowie der
Raumfahrtbehörde NASA angezapft haben. Die US-Behörden beschuldigen ihn,
unter anderem 950 Passwörter gestohlen und Daten gelöscht sowie ein
wichtiges System beim Militär nach den Terroranschlägen vom 11. September in
New York lahmgelegt zu haben.
Aliens
Für die USA war das "der größte Militär-Hack aller
Zeiten", für McKinnon selbst allerdings nur die Suche nach Beweisen für
außerirdisches Leben. Seine Anwälte nannten ihn einen "Ufo-Exzentriker" und
keinen Mann, der eine Bedrohung für die nationale Sicherheit der USA
darstellte.
Auslieferung
Sowohl das britische Innenministerium als auch die
Staatsanwaltschaft hatten McKinnon einen Prozess in der Heimat verweigert,
der ihn vor der Auslieferung schützen würden - denn die Beweise lägen zum
großen Teil in den USA. Die Richter am High Court urteilten nun, dass eine
Auslieferung eine "rechtmäßige und angemessene Antwort auf seine Tat" sei.
Innenminister Alan Johnson betonte, McKinnok sei "ernsthafter Verbrechen"
beschuldigt, die USA hätten ein Recht, die Auslieferung zu fordern.
70 Jahre Haft
Seine Verteidiger wollen eine Haft in den USA, die
bis zu 70 Jahre betragen könnte, aber um jeden Preis verhindern und kämpfen
sich durch die Instanzen. "Desaströse Folgen" für die Gesundheit des Mannes
hätte eine Auslieferung. Auch von Selbstmordgefahr ist die Rede. "Gary ist
nicht in der Lage, mit dem amerikanischen Strafsystem zurechtzukommen, es
gibt klare Beweise, dass er einen schweren Zusammenbruch erleidet, wenn er
ausgeliefert wird", sagte Anwältin Karen Todner. Ihr Mandant gestand, die
Computer gehackt zu haben, allerdings nicht in böser Absicht. Der Schaden
belief sich laut US-Behörden auf rund 800 000 Dollar.
Asperger-Syndrom
McKinnons Mutter, Janis Sharp, wandte sich am
Freitag an US-Präsident Barack Obama mit der Bitte, "diese Welt zu einem
besseren Ort" zu machen. "Obama würde nicht wollen, dass der erste Mann, der
wegen Computermissbrauchs ausgeliefert wird, ein Kerl mit Asperger-Syndrom,
ein Ufo-Typ ist." Zusammen mit 40 Abgeordneten sandte sie einen Brief an den
Präsidenten, in dem sie ihn aufriefen, mit dieser "beschämenden Episode"
Schluss zu machen.