Haiti-Erdbeben

UN: Schlimmste Katastrophe aller Zeiten

16.01.2010

Die Suche nach zehn vermissten Österreichern geht weiter. Zu wenige Lebensmittel: Plünderungen setzen ein.

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© AP
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Die Vereinten Nationen schätzen das Erdbeben in Haiti als eine der schlimmsten Katastrophen ein, mit denen sie jemals zu tun hatten. Das sagte UN-Sprecherin Elizabeth Byrs am Samstag der BBC. Die haitianische Regierung befürchtet, dass bei dem verheerenden Beben vom Dienstag mindestens 100.000 Menschen ums Leben kamen. Die Verteilung von Hilfsgütern an die Überlebenden kam vorerst immer noch zu langsam voran.

Zehn Österreicher vermisst
Hilfsorganisationen bemühten sich bis zum späten Freitagabend fieberhaft um die Weiterleitung von Wasser und Lebensmitteln, wurden jedoch immer wieder auf blockierten Straßen aufgehalten. Die US-Streitkräfte übernahmen die Kontrolle über den Flughafen von Port-au-Prince und koordinieren nun die Ankunft der Maschinen mit Hilfsgütern. Bis Montag sollen 9.000 bis 10.000 US-Soldaten in Haiti oder auf Schiffen vor der Küste im Einsatz sein, wie Generalstabschef Mike Mullen mitteilte.

Indes ging die Suche nach etwa zehn Österreichern weiter, die laut dem heimischen Außenamt in Haiti gewesen sein könnten. Ihr Aufenthaltsort während des Bebens ist laut Sprecher Peter Launsky-Tieffenthal völlig unbekannt, daher gelten sie nicht als vermisst. Es wird davon ausgegangen, dass sie sich auch in einem anderen Staat befinden könnten. Knapp 30 Österreicher - Auswanderer und Mitarbeiter internationaler Organisationen - haben die Katastrophe unbeschadet überlebt. Eine 61-jährige Linzerin, Mitarbeiterin des Deutschen Entwicklungsdienstes (DED), starb

Clinton reist nach Port-au-Prince
US-Präsident Barack Obama sprach am Freitag telefonisch mit dem haitianischen Präsidenten Rene Preval und sicherte ihm Unterstützung zu. Für Samstagvormittag (16.30 Uhr MEZ) kündigte Obama ein Treffen mit seinen Amtsvorgängern George W. Bush und Bill Clinton im Weißen Haus an, um über die Hilfe für Haiti zu beraten. Unterdessen wurde US-Außenministerin Hillary Clinton in Port-au-Prince erwartet, um sich persönlich ein Bild der Lage zu verschaffen.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) brachte dringend benötigte medizinische Hilfe auf den Weg. Ein "riesiger Konvoi" sei in der Dominikanischen Republik ins Nachbarland aufgebrochen, teilte IKRK-Sprecher Paul Conneally mit.

Zu wenige Lebensmittel
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sagte, das Welternährungsprogramm (WFP) stelle derzeit mehrmals täglich Lebensmittel für etwa 8.000 Bedürftige zur Verfügung. "Das ist angesichts der großen Not natürlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein", räumte er ein. Das WFP wolle die Hilfe jedoch in den kommenden zwei Wochen auf eine Million Menschen und binnen eines Monats auf zwei Millionen ausweiten. Laut UN sind drei Millionen Menschen dringend auf Nahrungsmittel, Wasser, Unterkunft und medizinische Notversorgung angewiesen.

Für die Überlebenden wird die Lage indes zunehmend verzweifelt. Am Freitag häuften sich die Berichte über Plünderungen. Junge Männer liefen mit Macheten durch die Straßen. Es kam zu Kämpfen um Nahrungsmittel, die aus Trümmern von Gebäuden gezogen wurden.

30 Prozent aller Gebäude zerstört
Auf einem Friedhof vor der Stadt luden Lastwagen Dutzende Leichen in ein Massengrab. Im Süden der Stadt verbrannten Arbeiter mehr als 2.000 Leichen auf einer Müllhalde. Die haitianische Regierung erklärte, allein sie habe bereits 20.000 Leichen geborgen. Vermutlich seien mindestens 100.000 Menschen ums Leben gekommen, sagte Ministerpräsident Jean-Max Bellerive der Nachrichtenagentur AP.

Die Versorgung der Verletzten war weiter kritisch. Vor einem Zentrum der Organisation Ärzte ohne Grenzen starben rund 100 Menschen, während sie auf medizinische Behandlung warteten. Bei der Auswertung von Satellitenaufnahmen wurde festgestellt, dass mindestens 30 Prozent aller Gebäude in Port-au-Prince beschädigt oder zerstört wurden. In einigen besonders schwer betroffenen Vierteln sind es 50 Prozent und mehr. Die UN baten die internationale Staatengemeinschaft um eine Soforthilfe von 550 Millionen Dollar (383 Millionen Euro) .

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