Die blutigen Proteste in Tunesien lassen Österreichs Touristen ziemlich kalt.
Bei den Reiseveranstaltern ist es bis jetzt noch nicht zu Umbuchungen oder Stornierungen gekommen. "Es gab bisher weder Anfragen von Reisebüros, noch von Kunden. Die Österreicher haben gelernt, mit Krisen umzugehen", sagte TUI-Konzernsprecher Josef Peterleithner. Die Gäste seien informiert, es herrsche Normalbetrieb und alle Ausflüge würden stattfinden.
Ähnlich die Lage beim größten heimischen Anbieter, dem Verkehrsbüro: "Tunesien ist eine typische Sommerdestination, die Buchungen laufen ja erst an. Außerdem wissen die Menschen, dass die Unruhen weit von den Touristenzentren entfernt sind", erläuterte Verkehrsbüro-Direktor Martin Bachlechner.
Außenministerium warnt
Das Außenministerium weist dennoch auf die "hohe Sicherheitsgefährdung" in dem Land hin. Zusammenstöße zwischen Sicherheitskräften und Protestierenden hätten sich bisher aber auf Gebiete abseits der wichtigen Tourismuszentren beschränkt. Trotzdem rät das Ministerium zu erhöhter Aufmerksamkeit. "Reisende sollten sich von Demonstrationen und sonstigen Protestveranstaltungen unbedingt fernhalten", heißt es auf der Homepage. Vor Reisen in die zwischen Kairouan, Le Kef, Gafsa und Sfax gelegenen zentraltunesischen Regionen wird aufgrund der unruhigen Lage abgeraten.
Im vergangenen Jahr haben 65.000 Österreicher Urlaub in Tunesien gemacht, 70 Prozent davon im Sommer. Der Tourismus zählt in Tunesien zu den bedeutendsten Wirtschaftssektoren mit einem Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) von rund 14 Prozent. 2008 spielte die Branche laut Fischer Weltalmanach 3,9 Mrd. US-Dollar (3,01 Mrd. Euro) ein. In diesem Jahr verzeichnete das Land rund 7 Millionen internationale Gäste.
Unruhen: Präsident reagiert
Nach den gewaltsamen Unruhen in Tunesien hat Präsident Zine al-Abidine Ben Ali den Innenminister abgelöst. Nachfolger werde der bisherige Staatssekretär Ahmed Friaa, teilte Ministerpräsident Mohamed Ghannouchi am Mittwoch mit.
Zugleich habe der Präsident angeordnet, die meisten bei den jüngsten Krawallen Festgenommenen freizulassen. Vorwürfen der Korruption und des Fehlverhaltens von Beamten sollten in einem Untersuchungsausschuss nachgegangen werden.
Bereits seit Tagen fordern Demonstranten in Tunesien mehr Arbeitsplätze und bessere Lebensbedingungen. Nach offiziellen Angaben wurden bei den Unruhen 23 Zivilisten getötet. Die Polizei schoss auf Demonstranten, die Gebäude in Brand setzten und Steine auf Sicherheitskräfte warfen. Regierungskritiker haben erklärt, die Zahl der Opfer sei höher. Es ist die schlimmste Gewalt in Tunesien in der 23-jährigen Amtszeit von Präsident Ben Ali.