Der italienische Ministerpräsident will die Koma-Patientin nicht sterben lassen. Deren Vater kämpft seit zehn Jahren für ihr Sterberecht.
Nachdem die italienische Regierung eine Eilverordnung verabschiedet hat, damit die künstliche Ernährung für die Koma-Patientin Eluana Englaro nicht beendet wird, hat der Vater der Frau einen Appell an Ministerpräsident Silvio Berlusconi und an Staatspräsident Giorgio Napolitano gerichtet. Beppino Englaro, der seit zehn Jahren um das Sterberecht seine Tochter kämpft, lud Berlusconi und Napolitano in einem Brief auf, seine Tochter privat in der Klinik in der norditalienischen Stadt Udine zu besuchen.
Demonstrationen für Sterberecht Eluanas
"Über den Zustand
Eluanas sind Informationen veröffentlicht worden, die nicht der Wahrheit
entsprechen. Sie drohen in der Öffentlichkeit falsche Meinungen zu wecken",
hieß es im Brief des Vaters. Am Samstag fanden in mehreren italienischen
Städten Demonstrationen für das Sterberecht Eluanas statt.
Eilverordnung
Nachdem Berlusconis Ministerrat am Freitag
einstimmig eine Eilverordnung verabschiedet hatte, der zufolge die
künstliche Ernährung für die Koma-Patientin nicht abgebrochen werden darf,
legte die Regierung dem Senat (zweite Parlamentskammer) einen
Gesetzesentwurf vor, über den bereits am kommenden Montag abgestimmt werden
soll. Damit will Berlusconi der Familie Englaro verbieten, die künstliche
Ernährung für die Patientin einzustellen.
"Ärzte sollen Menschenleben retten, ich verstehe nicht, wie sie eine solche Grausamkeit begehen können, wie einem menschlichen Organismus Wasser und Nahrung zu entziehen. Ich begreife nicht, warum man es so eilig hat. Ich bin wirklich überrascht", sagte der Ministerpräsident. Er kritisierte Napolitano, der die Eilverordnung nicht unterzeichnet habe. Der Staatschef könne nicht ignorieren, dass Eluanas Tod ein Präzedenzfall von Euthanasie in Italien bedeuten würde.