Nichts geht mehr in Venedig: Die Lagunenstadt versinkt im Hochwasser. Welche Maßnahmen ergriffen werden, ist noch offen.
Venedig steht nach schweren Regenfällen zum Großteil unter Wasser. Nachdem am Montag der Wasserpegel in der Lagunenstadt auf den höchsten Stand seit 22 Jahren gestiegen war, blieb die Lage nach wie vor schwierig. Der Wasserpegel der Adria stieg am Dienstagvormittag um 1,10 Meter. Die Sirenen läuteten, um die Bevölkerung zu alarmieren. Am Montag war der Wasserpegel um 1,56 Meter gestiegen, so stark wie schon seit 1986 nicht mehr. Es war der vierthöchste Pegelstand in den vergangenen hundert Jahren.
Bilder einer Webcam aus Venedig
Obwohl es in dem von Kanälen durchzogenen Venedig immer wieder zu Überschwemmungen kommt, sprach Bürgermeister Massimo Cacciari jetzt von einem Ausnahmehochwasser. Touristen und Venezianer wateten im Oberschenkel hohen Wasser über beliebte Ziele wie den Markusplatz. Stühle von Straßencafes waren praktisch ganz im Wasser verschwunden.
1966: Redkordwert lag bei 1,94 Metern
Die Kaufleute mussten ihre
Waren in Sicherheit bringen. Gehstege wurden aufgestellt, mehrere Einwohner
gingen mit Gummistiefel spazieren. Die bisher letzte Flutwelle mit ähnlichen
Werten war am 22. Dezember 1979 gemeldet worden. Damals hatte der
Wasserstand 1,66 Meter erreicht. Ab diesem Pegel steht die gesamte
Lagunenstadt unter Wasser. Bisheriger Rekordstand war am 4. November 1966,
als das Hochwasser 1,94 Meter erreichte.
Museumsstadt
Weil es künftig immer mehr Hochwasser geben dürfte,
wandern viele Bewohner Venedigs ab. Die Stadt ist überaltert. Zudem sorgen
hohe Mieten dafür, dass die Stadt langsam zur Museumsstadt wird, warnen die
Hoteliers. Allein in den nächsten zehn Jahren dürfte der Pegel der Adria um
etliche Zentimeter steigen, sagte ein Experte. Ursache sei der Anstieg des
Meeresspiegels als Folge des Treibhaus-Effekts.
Aufblasbare Stadtmauer soll Venedig retten
Giancarlo Galan,
Präsident der Region Venetien und Vertrauensmann des italienischen
Regierungschefs Silvio Berlusconi, beschuldigte die Verwaltung Venedigs,
keine Initiativen zur Rettung der Stadt zu ergreifen. Seit langem sei vom
sogenannten Projekt Mose die Rede. Doch die Errichtung einer aufblasbaren
Staumauer würde noch Jahre dauern.
Laut Stadtverwaltung ist dieses System von beweglichen Sperren an den drei Ausgängen der Lagune ins offene Meer der einzige Weg, um Venedig eine Zukunft zu garantieren. Sobald der Meeresspiegel steigt, sollen sich 20 Meter hohe Zylinder automatisch aufblasen.
Schnee-Chaos in ganz Norditalien
Heftige Schneefälle haben
mehrere norditalienische Regionen in Schach gehalten, während der Süden des
Landes von schweren Niederschlägen heimgesucht wurde. Im Trentino kam es
wegen des heftigen Schnees zu Stromausfällen, mehr als 60.000 Menschen waren
betroffen. Auf den Straßen sorgte der heftige Schneefall für Chaos. Bäume
fielen auf die Straßen, im Non-Tal blieben die Schulen geschlossen.
Südtirol
Chaotische Zustände auch in Südtirol. In Bozen
wurde ein Lagezentrum eingerichtet, das die Einsätze landesweit
koordinierte. Bereits um 8.30 Uhr waren im ganzen Land 193 Einsätze der
Freiwilligen Feuerwehren im Gange, die Bozner Berufsfeuerwehr hatte bis
dahin nicht weniger als 30 Einsätze abgearbeitet. Von den heftigen
Schneefällen betroffen war auch die Vinschger Bahn, die aufgrund von Ästen
und Bäumen, die die Gleise verlegt hatten, notgebremst werden musste. Bei
der Bremsung wurden drei Passagiere verletzt.
Ausnahmezustand im Pustertal
Bis zu ein Meter Neuschnee sorgte
auch im Pustertal für einen Ausnahmezustand. Aus Innichen etwa wurden
Stromausfälle gemeldet, auch Stromleitungen in Bruneck, Toblach und Percha
waren unterbrochen. Auf der Pusterer Bahnstrecke musste der Zugverkehr auf
ein Minimum reduziert werden. Im ganzen Land sorgte der Schneefall für zum
Teil chaotische Zustände auf den Straßen, mehrere - darunter etwa jene ins
Eggental - musste zeitweise gesperrt werden. Am Bahnübergang in Vilpian
hatten sich zwei Lastwagen ineinander verkeilt, die Berufsfeuerwehr Bozen
musste mit schwerem Gerät anrücken.
Schnee in Ligurien und im Piemont
Jede Menge Schnee ist in der
Nacht auf Montag auch in Ligurien und in Piemont gefallen.
Rettungsmannschaften suchten nach einem 21-Jährigen, der im Piemont mit
seinem Auto in einen Fluss gestürzt ist. In Ligurien kam es zu einem
Erdrutsch unweit von Genua. In Mailand sorgten heftige Regenfälle für
erhebliche Verkehrsprobleme. In der Stadt Pordenone in Friaul Julisch
Venetien riss ein Windsturm die Dächer mehrerer Häuser ab.
Sommer in Griechenland
In ganz Griechenland haben die Thermometer
am Dienstag Temperaturen um 22 Grad angezeigt. Die Luftfeuchtigkeit lag bei
mehr als 80 Prozent. Gewöhnlich betrage die Durchschnittstemperatur Anfang
Dezember etwa 15 Grad!
"Wir hatten seit März 2007 die Heizung nicht in Betrieb", sagte eine Frau von der Insel Paros im Fernsehen. In den kommenden Tagen werden Temperaturen um die 23 Grad erwartet. Ursache des Sommerwetters sind feuchtwarme Luftmassen aus Nordafrika. Diese brächten auch Regen nach Griechenland, das seit zwei Jahren unter Dürre leidet.
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