Porträt
Vom stillen Katzenfreund zum Massenmörder
23.09.2008
Der 22-jährige Matti Saari war ein stiller Bewohner eines Studentenheims. Im Internet offenbarte er seine dunklen Seiten.
"Ich lebe allein mit meiner Katze und will keine Kinder haben", offenbarte Matti Juhani Saari, ein stiller Bewohner des Studentenwohnheims im finnischen Kauhajoki, im Internet über sich. Ehe er am Dienstag maskiert und bewaffnet in seine eigene Berufsschule marschierte und zehn Mitschüler ermordete, hat er auch seine dunkle Seite im Internet offenbart.
"Du wirst als nächster sterben"
Jeder konnte dort
sehen, wie sich der 22-Jährige erst bei Schüssen mit seiner Pistole in
Richtung Kamera filmen lässt, um dann dem Betrachter auf Englisch zu sagen:
"Du wirst als Nächster sterben." Wie schon der 18-jährige Täter beim
vorangegangenen Schulmassaker im finnischen Jokela mit acht Ermordeten
tötete Saari am Ende auch sich selbst.
Spuren im Internet
Er hat, wie praktisch alle Amokläufer bei
ähnlichen schrecklichen Schulmassakern in anderen Ländern, Spuren im
Internet hinterlassen. Im Forum "Suomi24" gab Saari als Hobbys Schießen,
Schlagzeugspielen und Computer an. Als Filmgeschmack nannte er "Horror".
Für "YouTube" ließ er sich mehrfach bei Schießübungen abfilmen. Und im
Internet fand sich eine Datei mit dem Titel "Massaker in Kauhajoki" unter
seinem Namen.
Zurückhaltender, junger Mann
Welche schreckliche Tat der der
junge Mann plante, scheint trotzdem niemand bemerkt zu haben. Die
Mitbewohner in seinem Studentenwohnheim beschrieben den Amokläufer gegenüber
der Zeitung "Iltalehti" als zurückhaltenden jungen Mann, der in seiner
Wohnung gelegentlich Schlagzeug spielte. "Er hatte ein Elektroschlagzeug,
auf dem er auch spät am Abend noch spielte. Er hatte keine Freundin. Er war
ein ruhiger Mensch", sagt ein junger Berufsschüler. "Er war wie jeder von
uns. Ruhig, aber kein bisschen isoliert", erklärte eine Nachbarin.
Polizei fiel nichts ungewöhnliches auf
Auch einem
Polizeibeamten fiel weniger als 24 Stunden vor dem vielfachen Mord nichts
Ungewöhnliches an dem Inhaber eines Waffenscheins mit dazugehöriger
halbautomatischer Pistole vom Typ Walther P22 auf. Er unterhielt sich mit
ihm wegen der Gewaltvideos auf "YouTube", die auch der Polizei aufgefallen
waren. Der Beamte sah nach dem Gespräch jedoch keinen Grund zum
Einschreiten. Der junge Mann hatte im Sommer zum ersten Mal einen
Waffenschein beantragt und ihn anstandslos bekommen.
Parallelen zu Amoklauf in Jokela
Jetzt starben zehn Mitschüler
durch Kugeln aus dieser Pistole. Auch der 18-jährige Maturant Pekka-Eric
Auvinen war im vergangenen November mit einer legal erworbenen Pistole in
seine Schule in Jokela marschiert und hatte acht Menschen erschossen. Auch
er hatte still und für sich allein gelebt, viel Zeit vor dem Computer
verbracht und seine Mordpläne im Internet angekündigt. In der finnischen
Öffentlichkeit kamen danach Debatten über die Notwendigkeit auf, die
Waffengesetze zu verschärfen.