In manchen Provinzen gab es bis zu 100.000 Stimmen mehr als Wähler.
Mehr als sechs Wochen nach der Präsidentenwahl in Afghanistan sind einem Zeitungsbericht zufolge neue Unterlagen aufgetaucht, die auf einen Wahlbetrug hindeuten. In einigen Provinzen des Landes sei die Wahlbeteiligung nach dem offiziellen Ergebnis um bis zu 100.000 Stimmen höher ausgefallen als es Wähler gegeben habe, schrieb die "Washington Post" am Mittwoch. Dies gehe aus vertraulichen Unterlagen der Vereinten Nationen hervor, die dem Blatt vorlägen. In der südlichen Provinz Helmand etwa seien 134.804 Stimmen gezählt worden. Die UNO schätzten die Zahl der abgegebenen Stimmen aber auf lediglich 38.000 oder sogar nur auf 5000.
Große Diskrepanzen
Das UNO-Papier, eine Tabelle, zeigt dem
Blatt zufolge in den südlichen und östlichen Provinzen Afghanistans große
Diskrepanzen zwischen Wahlbeteiligung und -ergebnis. Dort gewann Präsident
Hamid Karzai mit großem Vorsprung. Diplomaten in Kabul hätten in der
Vergangenheit auf solche Ungereimtheiten hingewiesen. Die Unterlagen seien
bisher aber nicht an die Öffentlichkeit gelangt.
Dem Blatt zufolge gibt es auch gegenüber Karzais schärfstem Rivalen Abdullah Abdullah Betrugsvorwürfe. Diese hätten aber ein geringeres Ausmaß. Ein UNO-Sprecher warnte gegenüber der Zeitung, den Unterlagen eine zu große Bedeutung zu geben. "Bei den Informationen handelt es sich um Rohmaterial und so sollte es auch behandelt werden", sagte er.
Sieger Karzai
Vorläufigen Ergebnissen zufolge gewann
Karzai die Wahl mit 54,6 Prozent. Die Wahlkommission hat nach Belegen
für Wahlbetrug eine Neuauszählung von 12 Prozent der Stimmen angeordnet, die
vor wenigen Tagen begonnen hat.