Ägypten

Weltweit Empörung nach Anschlag auf Christen

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Der Anschlag auf eine Kirche hat weltweit Entsetzen und Bestürzung ausgelöst.

US-Präsident Barack Obama, Papst Benedikt XVI. sowie die israelische und die palästinensische Führung verurteilten das in der Silvesternacht verübte Attentat. Aus Wut über die Tat lieferten sich junge koptische Christen gewalttätige Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften.

21 getötet, 79 verletzt
Der Anschlag vor einer Kirche in der Küstenstadt Alexandria war nach Behördenangaben wahrscheinlich von einem Selbstmordattentäter verübt worden. Zu der Tat, bei der 21 Menschen getötet und 79 weitere verletzt wurden, bekannte sich zunächst niemand. Vor zwei Monaten hatte ein irakischer Arm des Terrornetzwerks Al-Kaida den ägyptischen Kopten mit Gewalt gedroht. Vor rund einer Woche war eine sogenannte "Todesliste" im Internet bekanntgeworden, auf der auch Namen von in Österreich lebenden Kopten zu finden waren.

Mubarak: Täter werden gefasst
Ägyptens Staatschef Hosni Mubarak sprach in einer Fernsehansprache von einer Verwicklung ausländischer Kräfte in die Tat und verurteilte den Anschlag als "unerträglichen kriminellen Akt, der auf die Nation - Kopten und Muslime - abzielt". Mubarak versicherte, die Täter würden gefasst. "Wir werden die Hände der Terroristen abschneiden", kündigte er an. "Dieser terroristische Akt hat das Gewissen des ganzen Landes erschüttert." Ganz Ägypten sei Ziel gewesen, "der Terrorismus unterscheidet nicht zwischen Kopten und Muslimen".

5.000 bei Beisetzung
An der Zeremonie zur Beisetzung der Anschlagsopfer im Kloster Marmina in King Mariut, einem Vorort von Alexandria, nahmen am Samstagabend mindestens 5.000 Trauernde teil. Mit wütenden "Nein, nein, nein"-Rufen unterbrach die Menge den Sekretär von Kopten-Patriarch Shenuda III., Bischof Juanes, als er das Beileid von Staatschef Mubarak übermitteln wollte.

Staßenschlachten in Alexandria
Den ganzen Samstag über hatten sich junge koptische Christen und Sicherheitskräfte gewaltsame Auseinandersetzungen geliefert. Hunderte wütende Demonstranten formierten sich in kleinen Gruppen und schleuderten Steine sowie Flaschen gegen die um den Anschlagsort postierten Sicherheitskräfte. Die Sicherheitskräfte schossen mit Tränengas und Gummigeschoßen.

Muslimbruderschaft verurteilt Anschlag
Die muslimischen Führer in Ägypten sprachen den Christen ihr Beileid aus. Die größte Oppositionsgruppe, die verbotene Muslimbruderschaft, verurteilte den Anschlag. In der christlichen Gemeinde wurden Zweifel an den Ermittlungen laut. Erzbischof Arweis sagte, die Polizei wolle einem Selbstmordattentäter die Schuld geben. So könne sie den Anschlag einem Einzeltäter zuschreiben. Er kritisierte zudem den mangelnden Schutz durch die Behörden. "Vor der Kirche standen nur drei Soldaten und ein Polizist", sagte er. "Warum gab es so geringe Sicherheitsvorkehrungen in einer Zeit, in der die Al-Kaida so viele Drohungen ausspricht?"

Internationale Reaktionen
"Die Täter dieses Angriffs zielten klar auf christliche Gläubige ab und haben keinen Respekt für menschliches Leben und menschliche Würde," erklärte Obama am Samstag im US-Bundesstaat Hawaii. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu rief Mubarak an, um ihm sein Mitgefühl auszudrücken. Der palästinensische Präsident Mahmoud Abbas sprach von einem "unmenschlichen kriminellen Akt, der darauf abzielt, unser Bruderland Ägypten zu destabilisieren und Zwietracht zwischen Muslimen und Christen zu säen". Ähnlich äußerte sich die im Gazastreifen herrschende radikale Hamas in einer Erklärung. Auch das türkische und das iranische Außenministerium verurteilten den Anschlag. Die Herrscher und Präsidenten der anderen arabischen Länder zeigten gleichfalls Abscheu für die Terrortat. Entsprechende Botschaften trafen von König Abdullah II. von Jordanien, vom Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Scheich Khalifa bin Sayed al-Nahayan, vom saudischen Königshof und aus Kuwait und Katar in Kairo ein.

Papst Benedikt XVI. rief die Regierungen weltweit auf, Christen mit "konkretem und dauerhaftem Engagement" und nicht nur mit Worten vor Diskriminierung und religiöser Intoleranz zu schützen. Er appellierte bei der Neujahrsmesse im Petersdom in Rom an alle Menschen, angesichts der Gewalt nicht zu resignieren. EU-Außenministerin Catherine Ashton erklärte in Brüssel, es gebe "keinerlei Rechtfertigung für diesen Angriff". Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle erklärte: "Das zynische Vorgehen der Attentäter zeigt, wie notwendig es ist, entschlossen gegen Terrorismus und religiöse Intoleranz vorzugehen."

In Österreich reagierten Religionsvertreter. Der Bischof der koptisch-orthodoxen Kirche in Österreich, Anba Gabriel, zeigte sich tief betroffen über den Anschlag in Alexandria und kündigte einen Trauergottesdienst für den 9. Jänner an. Die Islamische Glaubensgemeinschaft appellierte an die Regierung in Ägypten, alles in ihrer Macht stehende zu unternehmen, das Attentat lückenlos aufzuklären.
 

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