39 Leichen wurden bisher entdeckt. Mit 60 Toten muss nach dem Schneessturm aber gerechnet werden.
Nach dem gewaltigen Schneesturm in den Himalaya-Bergen befürchten die Rettungskräfte fast 60 Tote. Es gebe fünf Tage nach dem Kälteeinbruch und den Lawinenabgängen keine Hoffnung mehr für die Vermissten, sagten die Behördenchefs der beiden betroffenen Distrikte Mustang und Manang am Sonntag. Bisher wurden 39 Leichen entdeckt.
Drei Österreicher gerettet:
19 Menschen würden noch vermisst, sagten sowohl die Distriktchefs als auch Ramesh Dhamala, Vorstandsmitglied im Verband der Trekkingagenturen in Nepal (TAAN). Tagelang war über die Vermisstenzahl gerätselt worden. Unter den Geretteten waren auch drei Österreicher, mit denen das Außenministeriums in Wien gestern, Samstag, Kontakt aufgenommen hat. Ein 27-jährige Mann, eine 28-jährige und eine 30-jährige Frau befanden sich am Samstag im Pilgerort Muktinath auf etwa 3.800 Meter Höhe. Aufgrund der weiterhin heftigen Schneefälle war ein Transport ins tiefer gelegene Jomsom noch nicht möglich, am Sonntag gab es keine Neuigkeiten bezüglich des Aufenthaltsorts.
Der Schneesturm war am Dienstag überraschend über das Zentrum Nepals hereingebrochen. Hunderte Wanderer waren da gerade auf der beliebten zwei- bis dreiwöchigen Annapurna-Runde unterwegs. Die Helfer schlossen ihre Rettungs- und Bergungsarbeiten am Wochenende nach und nach ab. Fast 400 Menschen brachten sie in Sicherheit. "Wir werden noch eine finale Suchaktion von der Manaslu-Region aus starten", erklärte Dhamala. Helikopter der Armee, der Behörden und von privaten Organisationen waren zusammen im Einsatz. Auch schickte die Armee Soldaten zu Fuß los, um die Wege abzugehen, auf denen teils meterhoch Schnee lag.
Die meisten Opfer sind Nepalesen:
Besonders viele Menschen starben am Thorong-Pass, der mit 5.416 Metern höchsten Stelle des Rundwegs. Die meisten der Toten sind Nepalesen; unter den verstorbenen Touristen sind Wanderer aus Kanada, Polen, Israel, der Slowakei, Indien, Vietnam und Japan.
Im Gebiet rund um den Thorong-Pass würden noch elf Menschen gesucht, sagte Devendra Lamichanne, Chef des Distrikts Manang. Es handele sich um Kanadier, Nepalesen, Inder und einen Japaner. Im benachbarten Distrikt Mustang wurden alle bis auf acht Menschen gefunden. "Wir konnten zu den acht Nepalesen im Hidden Valley allerdings schon Kontakt herstellen", sagte Baburam Bhattarai, Behördenchef von Mustang. Ein spezieller Hubschrauber für große Höhen sei notwendig, um sie ins Tal zu holen.
Suche ohne Handy-Empfang:
Auf nicht offiziellen Listen im Internet suchen Angehörige und Freunde noch nach Dutzenden Vermissten. Allerdings gibt es im Himalaya oft keinen Handy-Empfang und keine Telefone, so dass es für die Reisenden schwierig ist, Kontakt zu Bekannten und Verwandten Zuhause herzustellen. Außerdem kappte der Sturm zahlreiche Leitungen. Wanderer veröffentlichten Fotos, auf denen umgekippte Masten zu sehen sind.
Zahlreiche Gerettete, die Frostbeulen davontrugen oder sogar Finger und Zehen verloren, werden in Nepals Krankenhäusern behandelt. Viele sind psychisch angeschlagen. "Ich bin jetzt hier sicher, aber ich komme nicht zur Ruhe", sagte ein Schweizer Wanderer. Er erreichte mit seinem Bergführer rechtzeitig tiefere Gegenden - aber verlor einige seiner Kameraden auf dem Weg.
Nepals Parlament beauftragte die Regierung damit, gegen Trekkingagenturen vorzugehen, die Wanderer in das schlechte Wetter hinausschickten. Außerdem solle herausgefunden werden, was getan werden könne, um die Sicherheit der Touristen zu verbessern. Allein auf dem Annapurna-Rundweg sind jedes Jahr 10.000 bis 15.000 Wanderer unterwegs. Dhamala vom Trekkingagenturen-Verband TAAN forderte, die Regierung solle nur noch denjenigen Wanderern eine Genehmigung ausstellen, die einen professionellen Bergführer anheuern. TAAN hat unter der Internetadresse (http://www.taan.org.np/live/) einen Blog eingerichtet, auf dem über gerettete Personen und über aufgefundene Opfer berichtet wird.